<75>„Dürft Ihr ans Leben Eurer Brüder greifen?
„Kann Mut im Menschenherzen Blutdurst reifen?
„Laßt ab vom grausen Wahn, der Euch verblendet!“

Lob, Ehr' und Preis sei meinem Volk gespendet,
Wenn mir vor seiner Ruhmestaten Bild
Das Herz von dankbarer Bewundrung schwillt!
Euch Schatten, Euch, Ihr unbesiegten Helden,
Die manchen Gegner in den Sand gestreckt,
Weih' ich dies Lied: es soll der Nachwelt melden,
Wie Eure Mannheit sich mit Ruhm bedeckt.
Entlocktt' ich je der Leier holdes Tönen,
Heut soll es Eure Heldengröße krönen!
Ich singe, wieviel Feinde Ihr bezwungen,
Wie große Milde Ihr im Sieg geübt,
Wie Euer Tod das Vaterland betrübt
Und wie mich tief der Dank für Euch durchdrungen.
Was Ihr vollbracht, ich künd“ es treu und wahr;
Der Nachwelt sei's ein Vorbild immerdar,
Wie Heimatliebe Euch in hehrem Flug
Und Ruhmesdrang von Sieg zu Siege trug.
Unsterblichkeit soll mir den Griffel leihn:
In bleibend Erz grab' ich die Namen ein;
Bezeugen will ich„s, wie voll Kampfesglut
Den stolzen Kaiseradler Ihr bezwangt,
In wieviel Schlachten Ihr den Übermut
Der Feinde löwenmutig niederrangt.

Erlauchte Söhne Albrechts,1den Geschossen
Des Feinds erlegen in dem Ehrenfeld:
Wie Ihr gelebt, hat Euch der Tod gesellt
Als Eures großen Ahnen würd'ge Sprossen,
Der für das Vaterland in tiefster Not
Dem Tode hundertfach die Stirne bot.
Finck,2 Schulenburg3 — um Euch nicht minder stießen


1 Die Marlgrafen Friedrich und Wilhelm von Brandenburg-Schwedt, Söhne Markgraf Albrecht Friedrichs und Enkel des Großen Kurfürsten. Der erstere fiel in der Schlacht bei Mollwitz, der zweite bei der Belagerung von Prag (vgl. Bd. II, S. 77 und 175).

2 Der Oberst und Generaladjutant Graf Friedrich Wilhelm Finck von Finckenstein, der älteste Bruder des Kabinettsministers, starb im Mai 1741 an den bei Mollwitz erhaltenen Wunden.

3 Generalleutnant Graf Adolf Friedrich von der Schulenburg war bei Mollwitz gefallen (vgl. Bd. II, S. 76).