<27> der Fall, die eine steil abfallende Front haben und in den Flanken durch Moräste gedeckt sind, wie beim Lager von Marschowitz, in dem der Prinz von Lothringen stand1. Oder sie müssen in der Front durch einen morastigen Fluß und in den Flanken durch Teiche gedeckt sein, wie das Lager bei Konopischt, wo wir im Jahre 1744 kampierten2. Oder man lagert im Schutze einer Festung, wie Feldmarschall Neipperg, der nach dem Verluste der Schlacht von Mollwitz ein vorzügliches Lager bei Neiße bezog. So, lange der Heerführer sich in dem festen Lager hält, das er sich ausgewählt hat, ist er unangreifbar. Macht aber der Feind einen Umgehungsversuch, so muß er seine Stellung räumen. Will er sich also in der Defensive halten und bezieht er zu dem Zweck feste lager, so muß er seine Wahl schon im voraus getroffen haben, damit er, wenn der Feind ihn umgeht, nichts weiter nötig hat, als in ein andres festes Lager in seinem Rücken zu marschieren. Böhmen ist das Land der festen Lager. Man muß dort immerfort solche beziehen, weil das Gelände höchst schwierig ist. Ich wiederhole: der Heerführer muß sich wohl hüten, durch schlechte Wahl seiner Stellungen unver-besserliche Fehler zu begehen und sich in eine Sackgasse zu begeben, nämlich in ein Gelände, in das er nur durch ein Defilee gelangen kann. Denn ist der Feind geschickt, so schließt dieser ihn darin ein, und da er zum Kämpfen keinen Platz hat, so muß er den größten Schimpf erfahren, der einem Soldaten begegnen kann, nämlich die Waffen zu strecken, ohne sich wehren zu können.

VI. Lager zur Deckung eines Landes

Bei den Lagern, die ein Land decken sollen, sieht man nicht sowohl auf die Stärke der Stellung, als auf den Ort selbst. Er ist der Angriffspunkt, wo der Feind durchbrechen kann. Es kommt dabei nicht auf alle Wege an, die der Feind überhaupt einschlagen kann, sondern auf den, der ihn zu seiner Hauptabsicht führt3, oder auf den Ort, bei dessen Besetzung man vom Feinde am wenigsten zu befürchten hat, ihm aber selbst große Besorgnis verursachen kann4, kurz, auf den Ort, der den Feind zu großen Umwegen und Märschen nötigt, mich aber in den Stand setzt, alle seine Absichten mit kleinen Bewegungen zu vereiteln. Das Lager bei Neustadt deckt ganz Niederschlesien und zugleich einen Teil von Oberschlesien gegen alle Unternehmungen einer in Mähren stehenden Armee. Man nimmt seine Stellung so, daß man Neustadt und den Fluß, die hotzenplotz, vor sich hat. Will der Feind dann zwischen Ott-machau und Glatz vordringen, so braucht man nur in die Gegend zwischen Neiße und Ziegenhals zu marschieren und dort ein recht festes Lager zu beziehen. Damit ist der Feind von Mähren abgeschnitten. Aus demselben Grunde wird der Feind es nicht wagen, in die Gegend von Kosel zu ziehen; denn rückt man alsdann in die Gegend


1 Im Herbst 1744 (vgl. Bd. II, S. 180).

2 Vgl. Bd. II. S. 180.

3 Die sogenannten Zentral-stellungen.

4 Die sogenannten Flankenstellungen.