<84> Königs auf die Interessen dieser Republik. Er würde darin so weit gehen, daß er auch Brabant ausschlüge, falls es ihm angeboten würde.

Um diese Zeit ungefähr unterzeichnete Preußen seinen Vertrag mit dem Kurfürsten von Bayern und versprach ihm seine Stimme bei der Kaiserwahl1. Beide Fürsten gaben sich gegenseitig Garantien auf Schlesien für Preußen, auf Oberösterreich, Tirol, den Breisgau und Böhmen für Bayern. Der König kaufte vom Kurfürsten die Grafschaft Glatz für 400 000 Taler, die der Bayer verkaufte, ohne sie je besessen zu haben.

Aber eines der günstigsten und entscheidendsten Ereignisse der damaligen Zeit trat im Norden ein. Schweden erklärte an Rußland den Krieg (22. August) und zerstörte dadurch alle Pläne der Könige von England, von Polen und des Prinzen Anton Ulrich gegen Preußen. König August, aus allen seinen schönen Hoffnungen auf die Teilung der preußischen Staaten mit dem König von England gestürzt, ließ sich vom Strome treiben, und da er nichts Besseres fand, so verbündete er sich mit dem Kurfürsten von Bayern zur Vernichtung des Hauses Österreich2. Marschall Belle-Isle, der nicht gewußt hatte, was er mit Mähren und dem Kreise Obermanhartsberg3 machen sollte, erhob diese Länder zum Königreich und gab sie an Sachsen, das für diese Liebesgabe den Vertrag vom 31. August4 unterzeichnete. Der Wiener Hof, der jetzt nicht mehr auf eine Diversion von seiten Rußlands rechnen konnte und von allen Seiten bedrängt ward, schickte seinen englischen Unterhändler nochmals ins preußische Lager. Der brachte eine Karte von Schlesien mit, auf der die Abtretung von vier Fürstentümern mit einem Tintenstrich bezeichnet war. Er wurde kalt empfangen, und es wurde ihm bedeutet, daß, was zu einer Zeit gut sein könne, es zu einer andern nicht mehr sei. Der Londoner und Wiener Hof hatten sich zu sehr auf die Hilfe der Russen verlassen. Nach ihrer Rechnung mußte der König unfehlbar gedemütigt und erniedrigt werden und fußfällig um Frieden bitten. Es fehlte nicht viel, so wäre das Gegenteil geschehen. So spielt oftmals das Glück im Kriege und wirft die Berechnungen der geschicktesten Staatsmänner über den Haufen.

Schon waren die Franzosen und Bayern in voller Tätigkeit. Sie waren in Österreich eingedrungen und näherten sich Linz. Nur durch gemeinsames und einmütiges Vorgehen konnte man hoffen, die Königin von Ungarn niederzuwerfen. Es war nicht mehr Zeit, müßig im Lager zu bleiben. Der König brannte vor Ungeduld, etwas zu unternehmen. Er versuchte, Neipperg von der Festung Neiße abzuschneiden und ihn auf dem Marsche anzugreifen. Der Plan war nicht übel ausgedacht, aber die Ausführung mißlang. Kalckstein erhielt Befehl, mit 10 000 Mann und mit Pontons schleunigst nach dem Dorfe Woitz zu rücken und dort eine Brücke über die Neiße zu schlagen. Die Armee, die ihm auf dem Fuße folgte, sollte sie bei ihrer Ankunft überschreiten können. Kalckstein rückte bei Sonnenuntergang ab, marschierte die ganze


1 Vertrag von Breslau vom 4. November 1741.

2 „Partagetraktat“ zu Frankfurt a. M., 19. September 1741.

3 In Niederösterreich.

4 Mit Frankreich.