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3. Kapitel

Feldzug des Jahres 1741. Friedensverhandlungen. Huldigung zu Breslau. Rückkehr nach Berlin.

Die Verstärkungen der schlesischen Armee langten im Monat Februar in Schweidnitz an. Auch die Österreicher rüsteten sich zum Kriege. Feldmarschall Neipperg ward aus der Festung Raab geholt, wo er seit dem Frieden von Belgrad gefangen saß, und erhielt den Oberbefehl über das Heer, das Schlesien zurückerobern sollte. Er zog seine Truppen in der Gegend von Olmütz zusammen und detachierte den General Lentulus mit einem Korps zur Besetzung der Pässe der Grafschaft Glatz. In dieser Stellung konnte Lentulus Böhmen decken und mit Neippergs Armee zu den Operationen, die der Feldmarschall auf Neiße plante, zusammenwirken. Die österreichischen Husaren fingen das Vorspiel des Krieges schon an. Sie schlichen sich zwi. schen die preußischen Posten, suchten kleine Detachements aufzuheben und Zufuhren abzuschneiden. Es kam zu kleinen Gefechten, die sämtlich zum Vorteil der preußischen Infanterie, aber zum Nachteil der preußischen Kavallerie ausschlugen. Als der König in Schlesien ankam, beschloß er, die Quartiere seiner Truppen zu bereisen, um auf diese Weise das neue Land kennen zu lernen. Er brach also von Schweidnitz auf und kam nach Frankenstein. General Derschau, der in dieser Gegend befehligte, hatte zwei Posten vorgeschoben: der eine stand in Silberberg, der andre in Martha, beide in den Gebirgspässen. Der König wollte sie besichtigen. Davon bekamen die Feinde Wind und versuchten ihn aufzuheben. Irrtümlich fielen sie über eine Dragonerabteilung her, die als Relais beim Dorfe Baumgarten zwischen Silberberg und Frankenstein stand. Oberstleutnant Diersfort, der die Dragoner befehligte, hatte viel zu wenig Kriegserfahrung, um erfolgreich gegen leichte Truppen fechten zu können. Er wurde geschlagen und verlor vierzig Reiter1. Man hörte das Schießen in Martha. Der König, der sich dort befand, raffte schleunigst einige Truppen zusammen, um den Dragonern, die eine Meile entfernt standen, zu Hilfe zu eilen; aber er kam zu spät. Es war unbesonnen von einem Fürsten, sich mit so geringer Bedeckung in Gefahr zu begeben. Wäre der König bei diesem Treffen gefangen genommen worden, so


1 Treffen bei Baumgarten am 27. Februar 1741; Freiherr Wylich von Diersfort war Kommandeur des Regiments Schulenburg.