<82> bemächtigen. So hätte man den Preußen alle ihre Magazine weggenommen und ihnen zugleich die Verbindung abgeschnitten, die sie durch die Oder mit der Mark Brandenburg hatten.

Sofort beschloß der König, dem Feinde um jeden Preis zuvorzukommen und den mit der Stadt Breslau geschlossenen Neutralitätsvertrag zu brechen, zumal der dortige Magistrat ihn mehr als einmal verletzt hatte. Die Ratsherren und Schöffen, die dem Hause Österreich am meisten anhingen, wurden in das Feldlager des Königs entboten. Ebenso wurden die fremden Gesandten aus Breslau dahin eingeladen, um sie bei den Ausschreitungen, zu denen die Überrumpelung führen konnte, außer Gefahr zu bringen. Zugleich sandte man ein paar Bataillone ab, die auf verschiedenen Wegen in der Vorstadt eintrafen (10. August). Man ersuchte den Rat um Durchmarsch für ein Regiment. Während es durch ein Tor einrückte, blieb in einem anderen Tore ein Wagen stecken; dies benutzten drei Bataillone und fünf Schwadronen, um in die Stadt zu dringen. Die Infanterie besetzte die Wälle und Plätze und sperrte die Tore. Die Kavallerie säuberte die Hauptstraßen. Binnen einer Stunde war alles unterworfen, ohne die geringsten Ausschreitungen, ohne Plünderung und Blutvergießen. Die Bürgerschaft leistete den Huldigungseid. Drei Bataillone blieben als Besatzung in der Stadt, die übrigen stießen wieder zur Armee.

Neipperg ahnte nicht, daß sein Plan entdeckt sei. Er war gegen Frankenstein vorgerückt, in der Hoffnung, der König würde sich sogleich auf Neiße werfen, worauf er sein Vorhaben auf Breslau ausführen wollte. Als er jedoch merkte, daß sein Anschlag mißglückt war, wollte er sich dadurch entschädigen, daß er den Preußen ihr Magazin in Schweidnitz wegnahm. Auch dies mißlang: man kam ihm zuvor. Die Avantgarde des Königs traf zugleich mit der seinen in Reichenbach ein; die österreichische machte kehrt und ging nach Frankenstein zurück. Der König wurde in Reichenbach durch neu ausgehobene Truppen verstärkt: 10 Dragoner- und 13 Husarenschwadronen. Neipperg hatte seine Stellung sehr geschickt gewählt. Er unterhielt seine Verbindung mit der Festung Neiße über Patschkau; er bezog seine Lebensmittel aus Böhmen über Glatz und fouragierte ein Land aus, das er doch nicht halten konnte. Sein rechter Flügel lehnte sich an Frankenstein, der linke an die Höhen unweit von Silberberg. Seine Front war durch zwei Bäche gedeckt und unzugänglich gemacht. Diese Schwierigkeiten reizten den König; er suchte seine Ehre darin, die Österreicher aus ihrem Lager zu vertreiben und sie nach Oberschlesien zurückzuwerfen. Doch ehe wir zu dieser Unternehmung kommen, dürfte es angezeigt sein, einen Blick auf die Ereignisse im übrigen Europa zu werfen.

Die Königin von Ungarn begann jetzt einzusehen, welche Gefahr ihr drohte. Die Franzosen gingen über den Rhein und zogen in großen Tagemärschen an der Donau entlang. Die Furcht dämpfte den Stolz der Königin. Sie entsandte Robinson, den englischen Vertreter am Wiener Hofe, um es mit einigen Vergleichsvorschlägen zu versuchen. Robinson schlug dem König gegenüber einen hochfahrenden Ton an und