<81>winnen, bis der französische Sukkurs eintreffen konnte, und Lord Hyndford und Schwicheldt mußten hingehalten werden, damit sie nicht einmal ahnten, welches Abkommen soeben mit Frankreich unterzeichnet war. Dies gelang dem König und seinen Ministern so gut, daß die Verhandlung mit dem Lord, die fortwährend dem Ziele nahe schien, sich immer wieder an einer neuen Schwierigkeit stieß, welche den Engländer nötigte, seinen Hof um ausführlichere Instruktionen zu bitten. Man stand stets vor dem Abschluß und kam doch nie zum Ende.

Das Feldlager des Königs sah wie ein Friedenskongreß aus; aber die Armee setzte sich in Bewegung und gab den kriegerischen Ton wieder an. Sobald die Stadt Brieg verproviantiert war, brach das Heer auf und nahm sein Lager bei Grottkau. Neipperg stand drei Meilen davon entfernt hinter der Stadt Neiße, wo er eine uneinnehmbare Stellung innehatte. Zur bequemeren Verproviantierung wechselte die preußische Armee das Lager. Sie besetzte die Höhen von Strehlen und näherte sich damit Breslau, von wo sie Lebensmittel beziehen, auch die Kavallerie für den ganzen übrigen Feldzug mit trocknem Futter versehen konnte. In dieser Stellung war sie Brieg und Schweidnitz gleich nahe und deckte ganz Niederschlesien. Man benutzte die acht Wochen, die man dort blieb, um der Infanterie Rekruten und der Reiterei neue Pferde zu verschaffen, und zwar mit so gutem Erfolge, daß das Heer bei Beginn des Feldzuges nicht vollzähliger gewesen war als jetzt.

Während der König beschäftigt war, sein Heer furchtgebietender zu machen, entwarf Neipperg Pläne, die gefährlich werden konnten, wenn man ihm Zeit zu ihrer Ausführung ließ. Wir halten es nicht für unpassend, zu erzählen, wie der König sie erfuhr. In Breslau lebte eine beträchtliche Anzahl alter Damen, die aus Österreich und Böhmen gebürtig, aber seit lange in Schlesien ansässig waren; ihre Verwandten lebten in Wien und Prag, und einige dienten im Heere Neippergs. Der katholische Fanatismus und der österreichische Stolz erhöhten ihre Anhänglichkeit an die Königin von Ungarn. Bei dem bloßen Namen „Preuße“ knirschten sie vor Zorn; sie schmiedeten geheime Anschläge, spannen Intrigen, unterhielten Korrespondenzen mit dem Heere Neippergs durch Vermittlung von Mönchen und Priestern, die ihnen als Sendboten dienten. Sie wußten um alle Pläne des Feindes. Um sich untereinander zu trösten, hatten sie „Sitzungen“ eingerichtet, zu denen sie fast jeden Abend erschienen. Dort teilten sie sich ihre Nachrichten mit und beratschlagten über die Mittel, wie man die ketzerische Armee aus Schlesien vertreiben und alle Ungläubigen ausrotten könnte. Der König erfuhr im großen und ganzen, was in diesen Konventikeln vorging, und sparte nichts, um in ihre Zusammenkünfte eine falsche Schwester hineinzuschmuggeln, die durch ihren vorgespiegelten Haß gegen die Preußen gute Aufnahme fand und über alles, was dort getrieben ward, Bericht erstatten konnte. Auf diesem Wege erfuhr man, daß Neipperg beabsichtigte, den König durch seine Bewegungen von Breslau abzuziehen, dann in Eilmärschen gegen die Hauptstadt vorzurücken und mit Hilfe der geheimen Beziehungen, die er dort hatte, sich ihrer zu