<184>proviantieren oder neue zu bauen, soviel Geld als nur möglich auf gesetzmäßigem Wege in den Schatz zu legen und alles, was die Armee betrifft, auf den alten Fuß vor dem Kriege zu bringen. Ebenso muß er sich nach dem Kriege bemühen, den Charakter der im Felde beförderten Stabsoffiziere kennen zu lernen, damit er im Falle eines neuen Krieges weiß, wozu er sie verwenden kann. Ohne dieses Menschensiudium wird der Herrscher, der seine Armee selbst befehligt, entweder genötigt, seine Generale um Rat fragen zu müssen, so oft er eine Wahl zu treffen hat, oder schlecht wählen. Der erste Fall ist bedenklich, da die Generale menschlichen Leidenschaften unterworfen sind. Im zweiten Fall überläßt er sich dem Zufall. Der Herrscher muß also alles daransetzen, die Begabung der Offiziere kennen zu lernen, damit sie, wenn er ihnen Aufträge erteilt, zu deren Ausführung befähigt und imstande sind.

Der Generalstab der Armee

Will der Herrscher seine Armee selbst kommandieren, so muß er einen Generalstab bei sich haben. Der meine umfaßt gegenwärtig ungefähr folgende Personen: einen Generalquartiermeister, einen Quartiermeisterleutnant, fünf Ingenieure oder Zeichner (das genügt für eine Armee, aber je nach der Truppenzahl ist das Doppelte oder Dreifache nötig), ferner vier Kapitäne, die den Dienst von Brigademajors versehen, einen Adjutanten, der die Einzelheiten in der Armee unter sich hat, einige Generale und Obersten für besondere Kommandos, einige Oberstleutnants und Majors, die in Kriegszeiten die Grenadierbataillone1 führen sollen, und einige Flügeladjutanten. Ich stelle sie außerhalb der Armee; denn nähme ich sie während des Feldzugs aus den Regimentern, so würden ihre Kompagnien und der Regimentsdienst darunter leiden. Die Kapitäne haben für Herstellung von Wegen zu sorgen, die Bagage zu beaufsichtigen, damit sie in Ordnung marschiert, auch Transporte zu führen. Außerdem sieht Oberst Retzow2 an der Spitze des Kommissariats, unter ihm vier Offiziere, die das Detail dieses Dienstzweiges besorgen. Alle werden im Frieden stets zur selben Arbeit gebraucht, lernen also ihren Bemf gründlich kennen und verstehen sich im Kriege darauf.

Zukunftsphantasien3

... Wenn man in der Lage ist, das Heer zu vermehren, worin sollen dann die neuen Aushebungen bestehen? Das kommt auf das Land an, das Ihr erobert habt. In Sachsen könnt Ihr 40 Bataillone und 40 Schwadronen unterhalten, in PolnischPreußen zwei bis drei Husarenregimenter errichten, in Mecklenburg 10 Bataillone und10 Schwadronen Dragoner....


1 Jedes Infanterieregiment hatte zwei Grenadierkompagnien; ans ihnen wurden bei Krlegsausbrnch selbständige Bataillone gebildet.

2 Wolf Friedrich von Retzow.

3 Hier knüpft der König an den Abschnitt „Politische Träumereien“ (S. 160 f.) an.