<51>Aus seiner eignen Ohnmacht Weisheit ziehn.
Ein Goldkorn hat für Arme hohen Preis,
Und vieles lernt, wer sieht, daß er nichts weiß.

Jedwedes Tier in dieser weiten Welt
Ist unter ein Gesetz und Ziel gestellt;
Natur hat allen ihren Platz gewiesen.
So gleicht der Mensch Antäus, jenem Riesen,
Der auf der Erde unbezwinglich blieb.
Ins Luftreich hob ihn Herkules empor:
Er starb, weil er sein Element verlor.
Nimm drum, o Mensch, mit deinem Reich fürlieb!
Wer könnte seiner Sphäre sich entziehn
Und atmen, wo Merkur und Venus kreist?
Der Pfau erstickt im Wasser, der Delphin
Stirbt in der Luft: so darf auch unser Geist
Der Sinnenwelt nicht ungestraft entfliehn.
Kurz, unsern Dünkel müssen wir verlieren;
Wir sollen handeln, nicht philosophieren.
Mit andren Sinnen wär' der Mensch geboren,
Wär' er zur Metaphysik auserkoren.
Dann wäre jedes Erdenband zerrissen;
Wir schwängen uns empor zu Himmelssphären,
Erkennten, was wir ahnen, doch nicht wissen:
Die ewigen Geister, Gott, den wir verehren.
Durchdringend wäre unser Blick, gestillt
All unser Sehnen ohne Astronomen.
Nichts war“ Problem, wo klarer Lehrsatz gilt,
Zerlegbar selbst Monaden und Atome,
Und die Natur erfassend im Entstehen,
Könnten wir auf den Grund der Dinge sehen.

Doch Gott hat diese Einsicht uns verwehrt;
Er macht uns glücklich ohne vieles Wissen.
Beugen wir uns in Demut seinen Schlüssen,
Zufrieden mit dem Los, das er beschert!
Sei Mäßigung und sei Behutsamkeit
Des schwachen Geistes ständiges Geleit!
In ihrer Hut erblühte ehedem