<234> Bataillonen abstreifen. Zugleich erklomm Major Malachowski1 mit ein paar Hundert Husaren die schroffen Felsen und unterstützte die Infanterie bei der Vertreibung der Streifscharen. Es war gewiß das Kühnste, was Kavallerie unternehmen kann, und gereichte Malachowski zum höchsten Ruhme. Immerhin wurden bei dem Gefecht 20 Mann getötet und 40 verwundet.

Das Heer kam erst des Abends spät im Lager von Staudenz an. Lehwaldt besetzte mit seinem Korps Starkstadt. Du Moulin ging mit seinem Detachement nach Trautenau, um die Zufuhren aus Schlesien zu decken. Derart hatten die Preußen die ganze Gebirgskette längs der schlesischen Grenze von Trautenau bis Braunau in ihrer Gewalt. Die ganze Gegend wurde rein ausfouragiert, und der Feind hätte sich hier den Winter hindurch unmöglich halten können. So wurde eine Scheidewand gezogen, durch die Schlesien bis zum nächsten Frühling vor Einfällen geschützt war. Freilich war das Fouragieren in dem durchschnittenen und unwegsamen Gelände weit schwieriger als in der Ebene. Zur Sicherung der Fouragierenden vor Überfällen mußten ihnen Bedeckungen von 3 000 Reitern und 7 000 bis 8 000 Mann Infanterie mitgegeben werden. Jedes Bund Stroh kostete ein Treffen. Morocz, Trenck, Nadasdy und Franquini schwärmten Tag für Tag umher. Kurz, es war eine Schule für den Kleinkrieg.

Von allen österreichischen Offizieren besaß Franquini die genaueste Kenntnis der Wege, die von Böhmen nach Schlesien führen. Er griff zwischen Schatzlar und Trautenau mit 4 000 Panduren einen Mehltransport an, der von 300 Mann zu Fuß eskortiert wurde2. Der Führer der Kolonne war der junge Möllendorff3, des Königs Adjutant. Er hielt allen Angriffen des Feindes stand und bemächtigte sich eines Kirchhofs, der das Defilee beherrschte. Von dort aus verteidigte er die Wagen und behauptete sie drei Stunden lang, bis Du Moulin ihm zu Hilfe kam und ihn heraushieb. Die Feinde ließen 40 Tote auf dem Platze. Der Verlust der Bedeckung war gering. Franquini spannte nur einige dreißig Wagen aus und nahm die Pferde mit. Solche kleinen Scharmützel, so unbedeutend sie an sich sind, machen doch der Nation und den Beteiligten zu viel Ehre, um sie in Vergessenheit sinken zu lassen. Sie können spätern Geschlechtern zum Ansporn dienen.

Der Feind machte täglich neue Unternehmungen. Da die Einwohner auf seiner Seite waren, erfuhr er, daß die Lebensmittel und die preußische Feldbäckerei in Trautenau waren. Das genügte ihm, um die unglückliche Stadt an allen vier Ecken anzuzünden. Binnen drei Stunden waren alle Häuser eingeäschert. Da die Mehlfässer vorsichtigerweise in gewölbten Kellern untergebracht waren, so verbrannte nichts als ein paar Bagagewagen. Die barbarische Brandstiftung aber fiel auf ihre Urheber zurück. Die Kaiserin-Königin gewann dadurch nichts als eine zerstörte Stadt mehr in Böhmen.


1 Paul Joseph von Malachowski.

2 Gefecht bei Trautenbach, 23. September 1745.

3 Friedrich von Möllendorff.