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13. Kapitel

Schlacht bei Hohenfriedberg. Einmarsch in Böhmen. Dortige Begebenheiten. Schlacht bei Soor. Rückzug der Truppen nach Schlesien.

Unsicher war die Lage des Königs noch immer. Die Politik war voller Abgründe. Der Krieg hing von Zufällen ab, und die Finanzen waren fast gänzlich erschöpft. Unter solchen Verhältnissen muß man alle Kraft zusammennehmen und den ringsum dräuenden Gefahren fest ins Auge schauen. Man darf sich nicht durch die Schattenbilder der Zukunft beunruhigen lassen und muß auf alle nur mögliche und denkbare Weise dem Verderben zuvorkommen, solange es noch Zeit ist. Vor allem aber darf man nicht von den Grundsätzen abweichen, auf die man sein politisches und militärisches System gebaut hat. Der Feldzugsplan des Königs stand fest. Um jedoch nichts unversucht zu lassen, wandte er sich zuvor an seine Verbündeten. Durch nachdrücklich geführte Unterhandlungen suchte er Hilfe von ihnen zu erlangen. Nur von Frankreich war etwas zu erwarten. Der König ließ dem Versailler Hofe die Unmöglichkeit vorstellen, einen Krieg noch lange auszuhalten, dessen ganze Last allein auf seinen Schultern lag. Er forderte ihn auf, sein Bündnis buchstäblich zu erfüllen, und da der Feind sich zu einem Einfall in seine Staaten rüstete, so drängte er Ludwig XV., ihm die für den Fall versprochenen Subsidien zu zahlen oder ihm durch eine wirkliche Diversion Luft zu schaffen. Auf das französische Ministerium schienen seine Vorstellungen wenig Eindruck zu machen. Es behandelte sie als Lappalien und sah die Schlacht von Fontenoy und die Eroberung einiger fester Plätze in Flandern als eine beträchtliche Diversion an. Nun wandte sich der König persönlich an Ludwig XV. und beschwerte sich über die kühle Haltung des Versailler Ministeriums. Er betonte, in welch mißlicher und bedrängter Lage er sich befände, und daß nur die Freundschaft für Seine Allerchristlichste Majestät ihn in diese Not gebracht hätte. Er hielt dem König von Frankreich vor, daß er ihm einige Gegendienste für den Beistand schulde, den er ihm zu einer Zeit geleistet hätte, wo das Glück sich im Elsaß den Österreichern zuwandte. Die Schlacht von Fontenoy und die Einnahme von Tournai wären gewiß glorreiche Ereignisse für des Königs Person und für Frankreichs Vorteil, aber für Preußens