<225> auch, um ihn in der Meinung zu bestärken, daß der König einen großen Schlag plane, den er unversehens ausführen wolle. Vier Wochen lang wurden die Österreicher so in Alarm erhalten. Der König hatte zur Linken ein Detachement bei Hohenbruck stehen. Das machte die Feinde besorgt: sie fürchteten, im Rücken angefallen zu werden. In der Tat konnten die Preußen auf Reichenau und Hohenmauth rücken. Dann wäre der Prinz von Lothringen gezwungen gewesen, Mähren zu decken, von wo er seine Lebensmittel bezog. Seine Magazine lagen staffelweise hintereinander. Das nächste war in Pardubitz, dahinter eines in Chrudim und weiter nach Mähren zu ein drittes in Deutsch-Brod. Mit diesem Vorstoß hätte man die ganze Verpflegung der Österreicher gestört und das Heer des Königs ins Land des Überflusses geführt; denn er konnte sein Mehl dann, statt aus Schweidnitz, aus Glatz beziehen, was ebenso gut ging. Wollte der König aber lieber etwas nach rechts unternehmen, so konnte er unweit von Smirschitz über die Elbe gehen und das gute und sehr günstige Lager bei Chlum beziehen. Dahinter lagen weite Ebenen, die ihm Fourage im Überfluß lieferten. Dort machte er die Österreicher um Pardubitz besorgt und schnitt gewissermaßen auch die Verbindung der Sachsen mit der Lausitz ab. Der letzte Plan wurde dem andern vorgezogen, vornehmlich im Hinblick auf die Sachsen, denn der König hatte Wind bekommen, daß Graf Brühl etwas wider die Kurmark im Schilde führte.

Um dem Feinde seine Absichten besser zu verbergen, detachierte der König Winterfeldt mit 3 000 Mann ins Lager von Reichenau, während die Armee rechts abschwenkte, um unweit von Jaromircz über die Elbe zu gehen. Dort stießen alle Detachements wieder zu ihr. Die Hauptarmee lehnte sich mit ihrem rechten Flügel an ein Gehölz jenseits Chlum, wo man einen Verhau anlegte. Ihr linker Flügel stieß bei dem Dorfe Nechanitz an die Elbe. Außerdem hatte sie den Vorteil, daß das Lager von einem Ende bis zum andern auf beherrschenden Höhen stand. Du Moulin ging mit 6 Bataillonen und 40 Schwadronen wieder über die Mettau zurück und postierte sich bei Skalitz, zur Sicherung der Zufuhr der Lebensmittel zwischen Jaromircz und Neustadt, wo ein Bataillon Besatzung stand.

Vielleicht wäre es besser gewesen, den erstgenannten Plan auszuführen. Später erfuhr man, daß der Herzog von Weißenfels dem Prinzen von Lothringen nicht nach der mährischen Grenze gefolgt wäre. Von Reichenau bis Glatz sind nur fünf Meilen, von Chlum nach Schweidnitz dagegen zehn, eine Entfernung, die den Transport der Lebensmittel mühsamer und schwieriger gestaltete. Doch die Menschen begehen Fehler, und wer die wenigsten begeht, ist denen überlegen, die mehr machen.

Solange die Armee bei Chlum stand, benutzten Freund wie Feind die Zeit nur zum Fouragieren und zur Aussendung von Streifkorps, um den Gegner am Fouragieren zu hindern. Unter allen österreichischen Offizieren zeichnete sich nur der Oberst Dessewffy im Kleinkriege aus. Er machte einige Handstreiche, die aber durch die häufigen Beutezüge der preußischen Streifkorps vergolten wurden, die Fouqué aus Glatz den Österreichern in den Rücken schickte.

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