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16. Mai 1761

Der König in Kunzendorf, wo er bis im Juli blieb +.

?? Mai 1761

(Vielleicht den 18ten). An Ebendenselben :

"Es ist mir angenehm, lieber Marquis, daß Sie auf dem Lande sind. Wenn Sie Sich da einige Bewegung machen, so wird das Ihre Gesundheit befördern, und Sie werden ruhiger sein, als in Berlin. Daß Sie das Uebersetzen des Plutarch, um das ich Sie bat, nicht vergessen haben, dafür danke ich Ihnen; Sie leisten damit der gelehrten Welt und allen Verehrern des Alterthums einen wichtigen Dienst. Der Himmel gebe, daß der Frieden eher zu Stande kommt, als Sie mit Ihrer Arbeit fertig werden. Ich fürchte sehr, daß es anders gehen wird. So ungläubig Sie bei dem heiligen Oelfläschchen sind, eben so sehr bin ich es in Absicht der friedfertigen Gesinnungen gewisser Mächte. Ich sehe voraus, daß noch Ströme von Blut stießen werden, und daß Fortuna, der alle Mächte ihr Schicksal überlassen, unbeschränkt darüber gebieten wird. Singen Sie ihr ein Lied, lieber Marquis, lesen Sie ihr zu Ehren ein Stückchen aus Ihrem Brevier, und suchen Sie wo möglich es dahin zu bringen, daß sie uns günstig wird. Ich gelobe ihr ein goldenes Bild nach Art der kleinen Bildsäule, welche die Römischen Kaiser als einen Schatz in der Kapelle ihrer Hausgötter aufbewahrten. Leben Sie wohl. etc."

20. Mai 1761

An Ebendenselben :

"Hier bin ich nun in Schlesien, lieber Marquis, ohne damit viel ausgerichtet zu haben. Die Bärseelen rüsten sich zu einem neuen Feldzuge; die Franzosen thun ein Gleiches, und die Oestreicher stehen uns gegenüber. Sie sehen, daß unsere Lage dieselbe ist, wie voriges Jahr; und daß es nur"


+ Es soll eine Kabinetsordre des Königs an Tauenzien existiren, welche aus Schlettau den 23. Mai 1761 datirt ist. Es läßt sich aber nicht gut erklären, wie der König um diese Zeit aus Kunzendorf bei Schweidnitz nach Schlettau bei Meissen gegangen sein sollte.