<88> zufrieden bin, sowohl was den Inhalt, als was den Styl betrifft. Es ist ein Buch, das weder zu weitschweifig, noch zu gedrängt ist, und ebenso unterrichtend, als angenehm zu lesen. Mehr kann man von einem Werke nicht fodern. Doch, mein lieber Marquis, Sie wissen das besser als ich, und bedürfen nicht meines Urtheils zum Leitfaden; auch bin ich kein so gewichtiger Autor, wie die, auf welche die Kasuisten sich stützen. Mit allem meinem Lesen kann ich gleichwohl nicht die Unruhe meines Geistes stillen; die Krisis, in der ich bin, dauert zu lange, und alle Gefahren bleiben dieselben. Allein ich will durch die traurigen und unglücklichen Vorstellungen, die mir durch den Kopf gehen, keine schwarzen Vorstellungen in dem Ihrigen erregen. Jeder muß sein Loos erfüllen, und sich dem Schicksal unterwerfen, das die Begebenheiten an der Kette führt und die Menschen zwingt, sie unvermeidlich über sich ergehen zu lassen. Das schmeckt stark nach Kalvinismus. Giebt es eine Vörherbestimmung oder giebt es keine? Ich weiß es nicht. Ich glaube gar nicht, daß die Vorsehung sich mit unsern Armseligkeiten abgiebt, weiß aber ganz zuverlässig aus Erfahrung, daß die Menschen durch die Umstände zum Ergreifen ihrer Partei gezwungen werden, daß sie auf die Zukunft keinen Einfluß haben, daß ihre Entwürfe ein Spiel des Windes sind, und daß oft das Gegentheil von dem zutrifft, was sie sich gedacht und vorgesetzt hatten. Ich bekomme eben meine Hämorrhoiden wieder; es ist entsetzlich, was das verwünschte Uebel mich angreift und abmattet; bald werde ich dem von tausend Uebeln geplagten Hiob ähnlich sein. Allein ich unterhalte Sie zu lange von mir selbst. Ueber diesen Punct würde ich mich kürzer gefaßt haben, wenn ich nicht wüßte, welchen Antheil Sie an mir nehmen. Gott befohlen, mein lieber Marquis, lieben Sie mich ferner; denn ich bin eine gute Haut, und vergessen Sie mich nicht."