<194> erhielt Befehl, mir in zwei Kolonnen zu folgen, die eine über den Paschkopole, die andere hinter der Vorhut her; denn die Poststraße von Aussig nach Lobositz war wegen der Panduren, die das rechte Flußufer1 besetzt hielten, nicht zu benutzen. Von Türmitz marschierte ich mit meiner Avantgarde nach Wellemin, wo ich am Abend eine Stunde vor Sonnenuntergang eintraf. Dort erblickte ich die österreichische Armee, rechts an Lobositz und links an die Eger angelehnt. Weder ihre Stärke von 60 000 Mann noch ihre Kanonen schreckten mich. Noch am Abend besetzte ich selbst mit 6 Bataillonen eine Lücke2 und die Lobositz beherrschenden Höhen, von denen aus ich am nächsten Morgen gegen den Feind vorbrechen wollte. In der Nacht traf meine Armee in Wellemin ein. Ich begnügte mich damit, die Bataillone in Linie hintereinander aufmarschieren zu lassen, ebenso die Schwadronen.

Am 1. Oktober, als der Morgen graute, nahm ich die höchsten Offiziere mit mir und zeigte ihnen das Gelände der Lücke, das ich mit der Armee besetzen wollte: die Infanterie im ersten Treffen auf zwei Höhen3 und in einem dazwischen liegenden Grunde, 6 Bataillone im zweiten Treffen und die ganze Kavallerie im dritten. Ich beeilte mich nach Kräften, meine Flügel auf den beiden Höhen gut anzulehnen und die Flanken zu sichern. Der rechte Infanterieflügel nahm seine Stellung ein. Ich traf alle Vorsichtsmaßregeln zu seiner Sicherung; denn in ihm sah ich mein Heil und die Hauptstütze der Armee. Meine Linke wurde, als sie sich formierte, gleich mit den Panduren und den feindlichen Grenadieren handgemein, die sich hinter den steinernen Weinbergsmauern eingenistet hatten.

So rückten wir bis zu der Stelle vor, wo der Bergrücken nach dem Feinde zu abfällt. Dort sahen wir die Stadt Lobositz stark mit Infanterie besetzt, davor eine schwere Batterie von 12 Geschützen und die Kavallerie teils in Linie, teils gestaffelt, zwischen Lobositz und dem Dorfe Sullowitz aufgestellt. Dichter Nebel herrschte. Alles, was man erblicken konnte, war eine Art von feindlicher Nachhut, die nur angegriffen zu werden brauchte, um sich zurückzuziehen. Da ich schlecht sehe, so nahm ich bessere Augen als die meinen zu Hilfe, um festzustellen, was eigentlich vorging, aber alle sahen das gleiche. Ich schickte Patrouillen zur Aufklärung vor, jedoch alle ihre Meldungen bestätigten meine Vermutung.

Nachdem ich also meine 24 Bataillone in der Lücke aufgestellt hatte, wie ich es für geeignet hielt, glaubte ich nur noch die vor mir stehende Kavallerie vertreiben zu brauchen, die fortwährend ihre Formation wechselte, wie Ihr es ungefähr aus der schlechten Skizze ersehen könnt, die ich Euch beilege4. Daraufhin ließ ich die feindliche Reiterei von dreißig Schwadronen angreifen. Sie warfen den Feind, verfolgten ihn aber zu hitzig und gerieten selbst in das feindliche Geschützfeuer. Nun mußten sie nach tapferem Widerstande zurückgehen und sich unter dem Schutze meiner


1 Der Elbe.

2 Zwischen dem Lobosch und den Ausläufern des Wawczinberges.

3 Dem Lobosch und dem Homolkaberg.

4 Vgl. die umstehende Tafel.