<207>hörlich von einer Hand in die andere überging. Otto von Bayern mußte die Kurmark an Kaiser Karl IV. verkaufen (1373)1. Karl IV. residierte in Tangermünde, wo er einen glänzenden Hof hielt und ein recht weitläufiges Schloß erbaute, dessen Ruinen noch zu sehen sind. Während Jobst in Brandenburg regierte2 flüchteten die in Frankreich verfolgten Waldenser nach Angermünde, das davon den Beinamen „Ketzerstadt“ erhielt. Es ist nicht ersichtlich, warum die Waldenser in dem damals katholischen Brandenburg ihre Zuflucht suchten und warum man sie dort aufnahm, obschon man ihre Ketzerei verabscheute.

Die Herrscher aus dem Hause Luxemburg bedrückten das Volk in unerträglicher Weise. In ihren Geldverlegenheiten verpfändeten sie die Kurmark an den Meistbietenden. Diese Gläubiger behandelten das unglückliche Land wie eine Hypothek und preßten es auf jede Weise aus, um sich zu bereichern. Sie lebten auf Unkosten des Landes, wie in einer feindlichen Provinz. Räuber machten die Landstraßen unsicher. Polizei gab es nicht, und die Rechtspflege lag völlig danieder. Empört über das schmähliche Joch, das ihr Vaterland trug, führten die Quitzows und Holtzendorffs einen offenen Krieg gegen die kleinen Tyrannen, die es bedrückten. Während dieser allgemeinen Verwirrung und Anarchie seufzte das Volk im Elend. Der Adel war bald Werkzeug, bald der Rächer der Tyrannei. Und der Geist des Volkes, durch grausame Sklaverei und die Härte einer barbarischen Regierung erschöpft, blieb stumpf und gelähmt.

III
Sitten und Gebräuche unter dem Hause Hohenzollern

Kaiser Sigismund brachte Ordnung in das Chaos, indem er Brandenburg und die Kurwürde an Friedrich von Hohenzollern, Burggrafen von Nürnberg, übertrug (1412). Der verlangte die Huldigung von seinen neuen Untertanen. Aber das Volk, das bloß grausame Herren kannte, unterwarf sich nur zögernd seiner milden und rechtmäßigen Herrschaft. Friedrich I. machte die Edelleute botmäßig durch die Furcht vor der großen Kanone, mit der er die Burgen der Rebellen brach. Diese Kanone, aus der seine ganze Artillerie bestand, war ein 24-Pfünder. Der Geist des Aufruhrs erlosch nicht so bald. Die Bürger von Berlin empörten sich zu wiederholten Malen gegen ihre Obrigkeit. Aber Friedrich II. unterdrückte die Aufstände mit Weisheit und Milde.

Die Not zwang den Kurfürsten zur Verpfändung der Zölle von Schivelbein und Dramburg an Dionys von der Osten für die Summe von 1 500 Gulden, die er brauchte, um sich zum Reichstag nach Nürnberg begeben zu können.

Die Verhältnisse änderten sich erst unter dem Kurfürsten Johann Cicero, der die ersten Versuche machte, das Volk aus seinem Stumpfsinn und seiner Unwissenheit


1 Vgl. S. 15.

2 Jobst von Mähren (vgl. S. 15).