<149> er das ins Werk setzen. Eben so ist es mit der Vernunft; Hindernisse, die ihren Kräften angemessen sind, kann sie besiegen, aber es giebt andere, wobei sie nachgeben muß. Die Natur hat gewollt, daß wir Gefühl haben sollten, und nie wird uns die Philosophie zur Apathie bringen. Und gesetzt, dies sei möglich; so wäre es der Gesellschaft schädlich, denn man würde nicht mehr beim Unglück Anderer Mitleid fühlen, und das Menschengeschlecht hart und unbarmherzig werden. Unsere Vernunft soll uns dienen, alles das, was überspannt in uns ist, zu mäßigen, nicht aber den Menschen im Menschen zu vernichten. Beklagen Sie also Ihren Verlust, mein Lieber! Ich setze noch hinzu, daß der Verlust der Freundschaft sich nicht ersetzen läßt; und daß Jeder, der fähig ist, den Werth der Dinge zu schätzen, Sie für würdig halten muß, Freunde zu besitzen, weil Sie zu lieben wissen. Jedoch, da es über die Kräfte der Menschen, und sogar der Götter, hinausgeht, das Vergangene zu ändern; so müssen Sie auf der andern Seite daran denken, Sich Ihren übrigen Freunden zu erhalten, um diesen nicht den tödtenden Schmerz zu verursachen, den Sie jetzt empfinden. Ich habe Freunde und Freundinnen gehabt, ich habe fünf oder sechs derselben verloren, und fast hätte mich der Schmerz darüber getödtet. Durch eine Wirkung des Zufalls erlitt ich diesen Verlust während der verschiedenen Kriege, die ich geführt habe, und wo ich in der Nothwendigkeit war, beständig verschiedene Anordnungen zu treffen. Diese Zerstreuungen unumgänglicher Pflichten haben mich vielleicht abgehalten, unter meinem Schmerz zu erliegen. Recht sehr wünschte ich, daß man Ihnen ein sehr schweres Problem aufzulösen vorlegte, damit diese Anstrengung Sie nöthigte, an etwas anderes zu denken. In der That giebt es nur dies Mittel und die Zeit. Wir gleichen den Flüssen, die ihren Namen behalten, aber deren Wasser sich stets verändert. Wenn ein Theil der kleinen Bestandtheile, woraus wir zu-