<124>

August.

A.

August 1775

Der König in Potsdam (Sanssouci).

5. August 1775

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Ein Lord mit sonderbarem Namen (Dalrymple), aber liebenswürdigem Geist, hat mir Ihren Brief zugestellt. etc. - Ich habe Le Kain spielen sehen und seine Kunst bewundert. Dieser Mann würde der Roscius unsers Jahrhunderts sein, wenn er weniger übertriebe. Ich mag unsere Leidenschaften gern so vorstellen sehen, wie sie wirklich sind; dieses Schauspiel bewegt das Innere des Herzens, sobald aber die Kunst die Natur erstickt, so bin ich kalt. Ich wette, Sie denken: "so sind die Deutschen! sie haben bloß schwach angedeutete Leidenschaften; starke Ausdrücke sind ihnen zuwider, weil sie die niemals empfinden." Das kann sein; ich will mich nicht zum Lobredner meiner Landsleute aufwerfen. Auch ist es wahr, sie reißen keine Mühlen um und verderben keine Saat, wenn sie über Korntheuerung klagen; sie haben bis jetzt weder Sanct Bartholomäus-Nächte, noch rebellische Bürgerkriege ausgeübt. Indeß da die Welt nach und nach immer aufgeklärter wird, so hoffen unsere schönen Geister, daß alles dies mit der Zeit wohl kommen wird, zumal wenn die Welschen (die Franzosen) uns die Ehre erzeigen wollen, ihren Geist gegen den unsrigen zu reiben. etc."

13. August 1775

Der König an Voltaire :

- etc. - "Ich für mein Theil suche bloß in meinem Vaterlande zu verhindern, daß der Mächtige den Schwachen nicht unterdrücke, und bisweilen Sentenzen zu mildern, die mir zu streng scheinen. Dies ist zum Theil meine Beschäftigung, wenn ich die Provinzen durchreife. Jedermann hat Zutritt zu mir; alle Klagen werden entweder von mir selbst oder von Andern untersucht, und ich bin dadurch Personen nützlich, deren Existenz ich nicht einmal kannte, ehe ich ihre"