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12. An General Bredow1
Über den Ruhm

Bredow, wer den Menschen richtig kennt,
Ihn mehr vernünftelnd als vernünftig nennt!
Sein Geist ist unstet, eitel, hohl und klein,
Er haßt das Echte und er liebt den Schein
Und läßt von Stolz und Schwäche sich regieren.

Was kann man Dümmeres vor Augen führen,
Als manche Gecken, die mit frechem Lachen
Anmaßend jedes Ding verächtlich machen,
Manch Tribunal, das nie ein Recht besaß
Und doch den Ruhm zu richten sich vermaß.
Drum sieht der Unsinn in den höchsten Ehren;
Ich selber mußte sehn und hören,
Wie man ein still Verdienst gewissenlos verhöhnte,
Vernunft verlachte und die Torheit krönte.

Aus Oczakow entsandte einst der Khan
Mustapha nach Berlin.2 Als wir ihn sahn,
Da reizten Bart und Kaftan unser Lachen.
Die Höflinge, die stets gern Witze machen
Und denen Moslims arg verdächtig schienen,
Verhöhnten ihre Sitten, ihre Mienen.
Sogar die Höflichsten verlachten die Tartaren,
Und keiner wußte, daß diese Barbaren,


1 Generalmajor Asmus Ehrentreich von Bredow (vgl. S. 78) hatte den Winter 1750/51 in der Umgebung des Königs in Potsdam verlebt. Er wurde 1752 Mitglied der Akademie und starb 1756 als Generalleutnant.

2 Im Juli 1750 war der Tartarenoberst Mustapha Aga in Berlin erschienen, um dem König die Hilfe des Groß-Khans der Krim, Aslan Geray, gegen Rußland anzubieten, und von Friedrich am 27. Inli in Audienz empfangen worden.