5. Kapitel Trockne und grüne Fourage

Die trockne Fourage wird in Magazinen gesammelt. Sie besteht aus Heu, Häcksel, Hafer, Gerste usw. Der Hafer darf nicht dumpfig oder hitzig sein, sonst bekommen die Pferde die Druse und werden gleich zu Beginn des Feldzuges dienstunfähig. Der Häcksel treibt den Pferden den Leib auf, ohne sie zu nähren, und man füttert ihn nur, weil es so Brauch ist. Das Aufspeichern der trocknen Fourage in Magazinen geschieht, um dem Feinde in der Eröffnung des Feldzuges zuvorzukommen, oder wenn man einen Winterfeldzug vorhat. Indes ist eine Armee gleichsam an ihre Magazine gekettet, solange sie nichts andres als trockne Fourage hat. Denn der Fouragetransport macht große Umstände wegen des zahllosen Fuhrwerks, das dazu nötig ist. Oft kann eine ganze Provinz nicht so viele Pferde und Wagen aufbringen, als erforderlich sind. Überhaupt, wenn man keine großen Flüsse zum Transport der trocknen Fourage benutzen kann, helfen auch die Magazine bei einem offensiven Feldzuge nichts. Im schlesischen Feldzug von 1741 habe ich meine ganze Kavallerie mit trockner Fourage unterhalten. Wir marschierten aber nur von Strehlen nach Schweidnitz, wo ein Magazin war, und von Schweidnitz nach Grottkau, wo wir in der Nähe von Brieg und der Oder waren.

Hat man einen Winterfeldzug vor, so läßt man für fünf Tage Heu flechten, das die Kavallerie auf ihren Pferden transportieren muß. Will man in Böhmen oder Mähren Krieg führen, so muß man warten, bis das Gras heraus ist, oder die ganze Kavallerie geht zugrunde.

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Grüne Fourage und Getreide nimmt man vom Felde. Ist die Ernte vorbei, so werden die Dörfer ausfouragiert.

Rückt man in ein Lager, wo man eine Zeitlang zu bleiben beabsichtigt, so läßt man die Fourage rekognoszieren und verteilt sie, nachdem man zuvor ausgerechnet hat, wieviel Tage sie reichen kann. Die großen Fouragierungen geschehen stets unter Bedeckung von Kavallerie- und Infanterieabteilungen, deren Zahl sich nach der Nähe des Feindes und danach richtet, was man von ihm zu befürchten hat. Fouragiert wird entweder von der ganzen Armee oder fiügelweise. Die Fourageure versammeln sich an der Seite des Weges, den sie einschlagen sollen, oder auf einem Flügel, oder vor der Front, oder hinter der Armee. Die Husaren reiten voraus. Ist die Gegend eben, so folgt die Kavallerie. Bei Defileen marschiert Infanterie voraus. Ein Viertel der Fourageure folgt der Avantgarde; dann kommt die Bedeckung, die stets aus Infanterie und Kavallerie gemischt sein muß, dann wieder Fourageure, die Bedeckung und immer so weiter bis zum Schluß, den die Arrieregarde macht, dahinter ein Trupp Husaren.

NB. Die Infanterie nimmt bei allen Bedeckungen ihre Bataillonsgeschütze mit, und die Fourageure müssen stets mit Karabiner und Degen bewaffnet sein.

Kommt man an den Ort, wo fouragiert werden soll, so wird eine Postenkette gebildet. Die Bataillone werden in denDörfern hinter Zäune oderHohlwege gelegt und mit Kavallerieschwadronen gemischt. Ferner behält man eine Reserve zurück, die man ins Zentrum stellt, um sie nach der Seite zu werfen, wo der Feind einen Durchbruchversuch machen sollte. Die Husaren plänkeln mit dem Feinde, um ihn zu beschäftigen und ihn von der Fouragierung fortzulocken. Sind alle Maßregeln getroffen, so verteilt man das Feld abteilungsweise unter die Fourageure und verbietet ihnen, aus der Postenkette zu gehen. Der General, der die Fouragierung leitet, muß darauf achten, daß die Bunde groß und gut gemacht werden. Sind die Pferde beladen, so werden die Fourageure truppweise mit kleinen Bedeckungen ins Lager zurückgeschickt. Wenn alles weg ist, versammelt sich das Gros und bildet mit den Husaren die Nachhut.

In den Dörfern wird fast ebenso fouragiert, nur mit dem Unterschied, daß die Infanterie sich rings um das Dorf aufstellt, die Kavallerie aber seitwärts und dahinter, auf einem Gelände, wo sie fechten kann19-1. In bergigen Gegenden ist das Fouragieren schwierig; in solchen Fällen muß die Bedeckung fast ganz aus Infanterie und Husaren bestehen.

Will man in einem Lager in der Nähe des Feindes stehen bleiben, so nimmt man dem Feinde zunächst die Fourage zwischen beiden Lagern weg. Alsdann fouragiert man auf eine Meile rund um das Lager herum, und zwar nimmt man die am<20> weitesten entlegene Fourage zuerst und spart sich die Nächstliegende bis zuletzt auf. Bezieht man aber nur ein Lager auf dem Marsch oder zu kurzem Verweilen, so fouragiert man im Lager und in der Nachbarschaft20-1.


19-1 Zusatz von 1752: „Man fouragiert nur ein Dorf auf einmal, hernach ein anderes, damit die Bedeckungsmannschaften nicht verzettelt werden.“

20-1 Zusatz von 1752: „Bei großen Fouragierungen rate ich, ein allzu ausgedehntes Gebiet nicht auf einmal auszufouragieren, sondern es zweimal gleich nacheinander zu tun. Dadurch bleibt Eure Postenkette stärker und die Fourageure sind vor einem Angriff mehr gesichert, als wenn Ihr ein zu weitläufiges Gebiet wählt; dann ist Eure Postenkette überall schwach und daher der Gefahr ausgesetzt, vom Feinde durchbrochen zu werden.“