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Die Achtung Dir, verliert die Zuversicht,
Die frische Kampflust, die den Sieg erficht,
Und Führer wie Soldat verzagt.
Ein Unheil wird vom andern rasch geboren:
Verfolgt der Feind Dich hart, bist Du verloren.

Geschlagen, doch durch Nachschub kühn gemacht,
Geht Bournonville über den breiten Rhein.
Turenne, sein Feind, vermeidet klug die Schlacht
Und weicht in Lothringens Gebirg hinein.
Da teilt der Deutsche, unbedacht und dreist,
Sein Heer, eh noch der Frost das Land vereist:
Im Elsaß lagernd, sorglos und verstreut,
Beschwört er selbst den Sturm, der ihn bedräut.
Indes er so in Sicherheit sich wiegt,
Der Kaiseraar in tiefem Schlummer liegt,
Vereint Turenne im Bergesschutz sein Heer,
Dringt vor, stürmt durch die Ebne unentwegt,
Fällt über Bournonvilles Quartiere her,
Macht Scharen von Gefangenen und schlägt
Den Deutschen, der in regelloser Flucht
Am andern Ufer seine Rettung sucht1.

Der Winter kann Euch rasches Glück bescheren,
Die Ruhezeit Euch reichen Lohn gewähren.
Wenn auf den weitverstreuten Feind mit Macht
Ihr fallt und es gelingt, ihn zu verjagen,
Dann siegt Ihr, ohne eine Schlacht zu wagen:
Dem Kühnen hat das Glück noch stets gelacht!

So naht den Sachsen jener kühne Held,
Der Stanislaus beschirmt, mit raschem Mut,
Als August in der Liebe heißer Glut
Ein junges Weib in seinen Armen hält
Und froh ums Haupt den Rebenkranz sich flicht,
Sein Heer vergessend, Polen, seine Pflicht.
Karl eilt herbei in ungestümem Laufe
Und stört das Bacchanal, das Liebesfest2.


1 Im Winter 1674/75 (vgl> S. 83.192 f. 213 und Bd. I, S. 72 f.).

2 Gemeint ist der Sieg Karls XII, bei Klissow (1722) über August II. (vgl. S. 371).