<161> die Belagerung in die Länge, da man einen unterirdischen Krieg führen mußte. Doch waren die meisten Geschütze der Verteidiger ausgeschossen oder zum Schweigen gebracht. Auch die Lebensmittel gingen auf die Neige, und der Feind hätte sich schon aus Erschöpfung ergeben, hätte nicht noch eine Bombe, die vor dem Pulvermagazin des Forts Jauernick einschlug, als die Tür zufällig aufstand, das Pulver entzündet, einen Teil des Forts zerstört und 300 österreichische Grenadiere getötet. Dieser Unfall öffnete die Festung, und der Kommandant mußte Schamade schlagen. Schweidnitz kapitulierte am 9. Oktober. Guasco ergab sich mit seiner Besatzung von 9 000 Mann kriegsgefangen. Sie wurde nach Preußen abgeführt. Knobloch wurde zum Kommandanten der Festung eingesetzt, und Wied rückte mit einem großen Detachement zur Verstärkung des Prinzen Heinrich nach Sachsen.

So endigte der schlesische Feldzug minder gut, als man anfangs erwartet hatte, aber noch besser, als man nach der letzten Umwälzung in Rußland hoffen durfte. Der König übergab dem Herzog von Bevern den Oberbefehl über die schlesischen Truppen und schickte Ramin, Möllendorff und Lentulus mit ihren Brigaden nach der Lausitz, um die Umgegend von Görlitz zu besetzen, die Österreicher um Zittau und Böhmen besorgt zu machen und die Operationen des Prinzen Heinrich zu erleichtern. Die schlesische Armee bezog Kantonnementsquartiere bei dem verschanzten Lager, das sie während des ganzen Feldzuges innegehabt hatte und das nun im Winter von Detachements mit achttägiger Ablösung bewacht wurde. Dann ging der König selbst nach Sachsen. Inzwischen lassen wir Wied durch die Lausitz ziehen und nehmen den Faden des sächsischen Feldzuges wieder auf, um ihn bis zur Ankunft dieser Hilfstruppen zu verfolgen.

Wir verließen Prinz Heinrich, als er sich Serbellonis Pläne zu durchkreuzen bemühte, während Seydlitz die Reichstruppen vom Vogtland bis in die Markgrafschaft Bayreuth trieb. Prinz Heinrich wollte die Feinde für ihre Angriffe auf seine Stellungen strafen. Da er aber gegen ihre festen und furchtgebietenden Verschanzungen nichts ausrichten konnte, so gedachte er sich durch Diversionen nach Böhmen schadlos zu halten. Zu dem Zweck ging Kleist über Sebastiansberg und verbreitete Schrecken im Saazer Kreise. Bald erfuhr Serbelloni von dieser Beunruhigung und schickte Blonquet mit 4 000 Mann zur Hilfe nach Böhmen. Blonquet ließ die Straße nach Einsiedel verschanzen, stellte dort einige Truppen auf und rückte mit seiner Hauptmacht nach Dux. Andrerseits hatte die Reichsarmee sich Ölsnitz genähert. Von da wollte sie die Straße nach Schneeberg einschlagen und an der sächsischen Grenze entlang ziehen, um sich mit Blonquet zu vereinigen. Kaum war Kleist aus Böhmen zurück, so mußte er wieder dorthin, um diesen Plan zu vereiteln. Er zog das ihm unterstellte Detachement bei Purschenstein zusammen, eroberte die Schanze bei Einsiedel und nahm 400 Mann und eine Kanone weg (18. Juli). Von da warf er sich auf die Batthyanyi-Dragoner, die dem eben geschlagenen Feinde zu Hilfe eilten, und