<160> seinem Rückzug keinen Abbruch. Nur Werner wurde bis Habendorf vorgeschoben, um die Stellungen von Silberberg und Martha zu beobachten. All diese Truppenbewegungen hatten der Belagerung von Schweidnitz geschadet. Sie war nicht in erwünschtem Maße vorgeschritten. Indes begann der Kommandant Guasco seit der Niederlage des Feldmarschalls Daun sich von seiner Verteidigung nichts Gutes zu versprechen. Er machte also den Versuch, eine vorteilhafte Kapitulation mit freiem Abzug der Besatzung zu erlangen. Während der Unterhandlungen spielte Laudon geschickt Boten mit Briefen an den Kommandanten in die Hände der Preußen. In allen diesen Briefen war von großen Plänen der Österreicher zum Entsatz der Festung die Rede. Dem König lag zwar viel an der baldigen Eroberung von Schweidnitz, er konnte aber aus zwei Gründen die von Guasco angebotene Kapitulation nicht annehmen. Der erste bezog sich auf Laudons letztjährige Korrespondenz mit Markgraf Karl über die Ausführung des Kartells. Damals hatte Laudon ausdrücklich geschrieben, der Wiener Hof glaube sich nicht verpflichtet, dem König von Preußen gegenüber sein Wort zu halten, sei es in betreff der Auswechslung der Gefangenen oder in anderer Hinsicht1. Diese Antwort machte man gegen Guasco geltend und erklärte sein Versprechen, er und seine Besatzung werde ein Jahr lang nicht gegen Preußen fechten, nach der formellen Erklärung des Wiener Hofes für unannehmbar. Der wahre Grund, den man nicht aussprach, war der, daß es ein großer Fehler gewesen wäre, 10 000 Mann aus einer Festung abziehen zu lassen, die sich mit einiger Geduld wohl erobern ließ. Kehrte diese Besatzung zu den Österreichern zurück, so wurde ihre Armee um 10 000 Mann verstärkt, die Preußen aber um mindestens 4 000 Mann geschwächt, die man als Besatzung nach Schweidnitz hätte legen müssen. Auf diese Weise wäre die preußische Armee um 14 000 Mann schwächer geworden als die feindliche. Die Unterhandlung wurde also abgebrochen und die Belagerung fortgesetzt.

Der König begab sich am 20. September persönlich nach Schweidnitz, um den Belagerungsarbeiten mehr Nachdruck zu geben. Sie wurden auf preußischer Seite von Lefebvre2 geleitet. Ihm stand einer der ersten Ingenieure der Zeit, Gribeauval, als Verteidiger gegenüber. Lefebvre wollte die Minen der Belagerten mit Hilfe der neuerfundenen Druckkugeln sprengen, aber Gribeauval blies ihm zwei Minen aus. Darüber verlor er den Kopf. Der König mußte sich persönlich mit den Einzelheiten der Belagerung befassen und die Arbeiten selbst leiten. Sofort wurde die dritte Parallele verlängert, eine Breschbatterie eingebaut und Rikoschettbatterien an der Ziegelei errichtet. Auch auf dem Kuhberg wurde eine Batterie angelegt, die die angegriffenen Werke von hinten beschoß. Einige Minenäste der Belagerten wurden gesprengt. Die Besatzung machte zwei Ausfälle und vertrieb die Preußen von einem befestigten Minentrichter, aus dem sie mit neuen Minen vordringen wollten. Diese Verdrießlichkeiten zogen


1 Vgl. S. 103 f.

2 Simon Deobat Lefebvre, Major im Ingenieurkorps.