<147> selben Abend setzte sich die Armee in Bewegung. Die Besatzung von Bautzen diente zur Deckung des Armeeproviants. Sie war schon in der vorhergehenden Nacht aufgebrochen und rückte über Commerau, Neudorf, Droben und Colmen. Die Armee marschierte in zwei Kolonnen. Auf dem Windmühlenberg wurde die Arrieregarde formiert. Dann zog das Gros über Leichnam und Jeschütz mit völliger Umgehung des rechten feindlichen Flügels nach Weickersdorf und weiter nach Ullersdorf, wo es ein Lager bezog. Möhring, der die Vorhut der Bagage führte, überraschte bei Ullersdorf 300 österreichische Reiter, von denen nur wenige entkamen. Die Kolonne des Königs stieß nahe bei Weickersdorf auf ein Pandurenbataillon, das auf keinen Feind gefaßt war und völlig aufgerieben wurde.

Am folgenden Tage, dem 26. Oktober, zog die Armee noch vor Tagesanbruch weiter, um Görlitz vor dem Feldmarschall Daun zu erreichen. Die Avantgarde, Husaren und Dragoner, langte zuerst an. Sie stieß sofort auf ein Kavalleriekorps, das hinter einem Defilee bei Rauschwalde stand. In dieser vorteilhaften Stellung war es unangreifbar. Man suchte es durch leichte Scharmützel in einen Kampf zu verwickeln, doch vergeblich! Durch einen Überläufer erfuhr man schließlich, daß es Karabiniers und Grenadiere zu Pferde unter einem spanischen General Ayasasa wären. Auf die Nachricht hin beschloß man, den General durch Verletzung des spanischen Hochmuts so zu reizen, daß er das Defilee passierte und sich schlagen ließ. Zu dem Zweck drehten die Husaren sich um und zeigten ihm einen Körperteil, den man anständigerweise zu verbergen pflegt. Kaum hatten ihm einige Husaren diesen Anblick geboten, so hielt der General nicht länger an sich. Er stürzte wütend durch das Defilee und warf sich auf seine Beleidiger. Sofort griffen ihn die Dragoner an und warfen seine Leute in das Defilee zurück, das er so unklug passiert hatte. Dabei verlor er 800 Mann an Gefangenen und rettete sich unter den Schutz der Landeskrone, wo der Markgraf von Durlach mit der Reserve soeben angelangt war. Zugleich traf die Infanterie der preußischen Avantgarde ein. Mit ihrer Hilfe nahm man Görlitz, das sich ohne viel Schwierigkeiten ergab. Die Armee des Königs benutzte die Stadt nun als Stützpunkt für ihren linken Flügel, während der rechte bis Girbigsdorf und Ebersbach vorgeschoben wurde. Die linke Flanke war durch einen morastigen Bachgrund gedeckt, dessen Rand vor der preußischen Stellung steil abfiel. Am Nachmittag trafen die Österreicher ein. Feldmarschall Daun dehnte seine Armee hinter der Landeskrone von Ossig bis Markersdorf aus.

Der König mußte einige Tage in seinem Lager verweilen, um Vorkehrungen für den Proviant zu treffen. So kam es, daß die Armee sich nicht vor dem 30. in Marsch setzen konnte. Noch in derselben Nacht brachen die Truppen das Lager ab, um den Übergang über die Lausitzer Neiße beendet zu haben, bevor der Feind Meldung davon erhielt. In einem Hinterhalt des Schönberger Waldes stieß man auf Laudon. Die Preußen legten den Marsch mühelos zurück, da Proviant und Bagage über Naumburg am Queis gegangen waren. Die Nachhut wurde jedoch bei Schönberg ange-