<148>griffen, und ihr ganzer Marsch war eine beständige Schlacht. Laudons Mut war geschwollen durch eine Verstärkung von 12 000 Mann, die ihm Feldmarschall Daun geschickt hatte. Prinz Heinrich aber, der die Nachhut befehligte, traf so richtige Anordnungen, unterstützte die Brigaden gegenseitig so gut und stellte andere so geschickt zur Aufnahme der zurückgehenden auf, daß schließlich nichts anderes als Zeit verloren ging. Allerdings wurden dabei Generalmajor Bülow1 und ungefähr 200 Mann verwundet. An Gefallenen aber hatte man, wenn es hochkam, nur 15 Mann. Nach dem Eintreffen in Lauban mußten Brücken über den Queis geschlagen werden, wobei man einen Tag verlor.

Am 1. November rückte die Armee in Schlesien ein. Vor allem wurde für gebührenden Empfang des Feindes durch die Arrieregarde gesorgt; denn er war stark genug, um diese Aufmerksamkeit zu verdienen. Die beiden Flügel des preußischen Lagers standen auf zwei Bergrücken, die gegen den Queis ausliefen. Je mehr man sich Lauban näherte, um so mehr beherrschten diese Anhöhen das Lager. Auf jeder von ihnen wurde eine besondere Arrieregarde formiert. Der König befand sich auf der Anhöhe des rechten Flügels, Markgraf Karl auf der des linken. In den Mittelgrund zwischen beiden Infanteriekorps waren Husaren gestellt, um sie nach Bedarf zu verwenden. Hinter den vordersten Korps besetzten Infanterie- und Artilleriebrigaden staffelförmig die beherrschenden Höhen, damit jede Abteilung sich unter dem Schutze der anderen zurückziehen konnte. Bei der ersten Rückzugsbewegung der preußischen Truppen eilte Laudon kampflustig herbei, um die Arrieregarde anzugreifen. Um ein Haar hätten ihn die preußischen Husaren gefangen genommen. Er wollte die erste vom König geräumte Stellung besetzen und zog bereits seine Artillerie vor, aber das wohlgezielte Feuer der preußischen Batterien brachte seine Geschütze zum Schweigen. Seine Infanterie geriet in Unordnung und ergriff die Flucht. Dreimal versuchte er das Manöver zu wiederholen, aber umsonst; denn ein gleich wohlgezieltes Feuer bereitete ihm das gleiche Schicksal. Schließlich griffen ihn die Puttkamerschen Husaren aus einem Hinterhalt im Wald an und verdarben ihm für diesen Tag die Lust, den Marsch der Preußen noch weiter zu belästigen. Prinz Heinrich, der am andern Queisufer stand, nahm die Arrieregarde auf. Dann trennte sich der König von seinem Bruder. Er selbst marschierte über Löwenberg, Pombsen, Jauernick und Girlachsdorf nach Groß-Nossen. Prinz Heinrich ging nach Landeshut, wo er Fouqué ablöste, der auf dem Wege nach Neiße zum König stieß.

Seit dem 20. Oktober wurde Neiße vom Feldzeugmeister Harsch belagert. Sein Angriff richtete sich gegen das Fort Preußen von Heidersdorf her. Die schon vollendete zweite Parallele befand sich 30 Ruten vom gedeckten Wege, und alle Batterien waren eingebaut. Obwohl Feldmarschall Daun dem Feldzeugmeister über Silberberg Hilfe geschickt hatte, hob dieser auf das Gerücht vom Anmarsch des Königs


1 Johann Albrecht von Bülow.