<104> trat. Dann zog Nadasdy an der Lohe entlang und formierte sich in der Richtung auf Gabitz. Der Herzog von Bevern erblickte darin die Absicht, ihm in den Rücken zu fallen, so schwierig das in Wahrheit auch gewesen wäre, und schwächte sich noch durch Detachierung einer Abteilung unter Zieten nach Gabitz, die dort der feindlichen Umfassung entgegentreten sollte. Die Front des preußischen Lagers hinter der Lohe war durch Schanzen gedeckt, die in der Kehle offen und so schlecht angelegt waren, daß man einige sogar vom andern Ufer bestreichen konnte. Nicht einmal für ihre hinreichende Besetzung mit Geschützen hatte der Herzog von Bevern gesorgt. Der größte Teil seiner Artillerie steckte in einer Verschanzung, die er in einem tiefen Grunde anlegen ließ, um seine Flanke an der Lohe gegen die Vorstadt von Breslau zu decken. Feldmarschall Daun hatte Zeit gehabt, all diese Nachlässigkeiten und Schnitzer zu beobachten und erkunden zu lassen. Er benutzte sie weidlich zum eigenen Vorteil.

Am 22. November um neun Uhr morgens begann der Angriff. Einige Schanzen wurden abwechselnd genommen und wieder zurückerobert. Die preußische Kavallerie mußte in einem Morast operieren, wo sie nicht fechten konnte und vom Feuer einer Batterie von 60 Kanonen überschüttet wurde, die die Österreicher am jenseitigen Ufer errichtet hatten. Ungeachtet so vieler Fehler behaupteten sich die Preußen noch in ihrer Stellung. Auf dem linken Flügel bei Gabitz warf Zieten nicht nur die Angriffe zurück, sondern verfolgte Nadasdy sogar bis über die Lohe. Der Feind zog sich in regelloser Flucht bis hinter das Schweidnitzer Wasser zurück. Währenddessen waren die Österreicher beim Angriff auf den Herzog von Bevern unter dem Schutz ihrer Artillerie über die Lohe gegangen und eroberten die preußischen Schanzen sofort durch die Kehlen. Die Besatzung verteidigte sich zwar tapfer und warf die Angreifer verschiedentlich wieder hinaus. Ja, Prinz Ferdinand von Preußen trieb sie teilweise bis an die Lohe zurück. Aber der Feind war allzu stark. Das Lager war verloren, und die Nacht brach herein. Es hätte zwar noch Hilfsmittel gegeben, aber der Herzog von Bevern sah sie nicht. In der ersten Bestürzung ging er über die Oder zurück und warf Lestwitz mit 8 Bataillonen nach Breslau. Dadurch verlor er 80 Kanonen und fast 8 000 Mann, die der Angriff auf das Lager bei Lissa ihm nicht gekostet hätte. Allerdings behaupteten die Österreicher, das Gefecht habe ihnen 18 000 Mann kampfunfähig gemacht, und in der Tat waren die umliegenden Dörfer mit Verwundeten überfüllt.

Am folgenden Morgen, oder richtiger noch in der Nacht, unternahm der Herzog von Bevern eine Rekognoszierung des Beckschen Korps, das in seiner Nähe lagerte. Er war allein und ließ sich von Panduren gefangen nehmen. Kyau, der rangälteste General, übernahm den Oberbefehl, überlegte aber nicht, was etwa zu tun wäre, sondern marschierte stracks nach Glogau ab.

Kaum glaubte sich Lestwitz in Breslau verlassen, so verlor er den Kopf. Als die Österreicher sich der Hauptstadt näherten, wartete er, der doch bisher als tapferer Offizier gegolten hatte, nicht einen feindlichen Kanonenschuß gegen die Wälle ab, sondern bot dem Feind die Kapitulation an und erhielt mit Waffen und Gepäck freien