<78> herrschte viel guter Wille, aber sie kannten bloß den kleinen Dienst, und weil sie noch nie im Kriege gewesen waren, gingen sie nur zaghaft zu Werke und scheuten herzhafte Entschlüsse. Eigentlich rettete die Preußen nur ihre Tapferkeit und ihre Mannszucht. Mollwitz war die Schule für den König wie für seine Truppen. Der König dachte über alle von ihm begangenen Fehler reiflich nach und sucht sie künftig zu meiden.

Der Herzog von Holstein hatte die Möglichkeit gehabt, einen großen Schlag zu führen, aber er wußte keine Gelegenheit auszunutzen. Da er ohne Befehle vom König war, marschierte er ohne eigentlichen Grund von Ottmachau nach Strehlen. Hier stand er gerade am Tage der Schlacht und hörte das Feuer der beiden Armeen. Am 11. kamen die Truppen der Österreicher in wilder Flucht eine Meile von ihm entfernt vorbei. Er hätte alles, was noch übrig war, vernichten können. Aber da es ihm an Entschlußfähigkeit fehlte, so ließ er Neipperg unbehelligt, und dieser konnte seine Flüchtlinge auf der andern Seite der Stadt Neiße wieder sammeln. Der Herzog stieß ruhig zur Armee des Königs bei Ohlau. Nach dieser Vereinigung und dem Eintreffen andrer Verstärkungen bestand das versammelte Heer aus 43 Bataillonen, 66 Schwadronen Kavallerie und 3 Husarenschwadronen.

Um den Sieg auszunutzen, wurde die Belagerung von Brieg beschlossen und General Kalckstein mit ihrer Leitung betraut. Das Heer des Königs lagerte sich, um sie zu decken, bei Mollwitz. Acht Tage nach Eröffnung der Laufgräben kapitulierte der Kommandant der Festung, Piccolomini, noch ehe der bedeckte Weg eingenommen und die geringste Bresche in die Werke gelegt war (4. Mai). Die Armee blieb drei Wochen im Lager von Mollwitz stehen, um Zeit zu gewinnen, die Laufgräben wieder zuzuwerfen und die Festung Brieg mit Kriegsvorräten zu versehen, da die ihren völlig verbraucht waren. Diese Muße benutzte der Köyig, um seine Kavallerie zu exerzieren, sie manövrierfähig zu machen und ihre Schwerfälligkeit in Schnelligkeit zu verwandeln. Sie wurde oft auf Streifzüge ausgeschickt, damit die Offiziere das Gelände benutzen und mehr Selbstvertrauen fassen lernten.

In dieser Zeit führte Winterfeldt, derselbe, der das Bündnis mit Rußland zustande gebracht hatte, an der Spitze eines Detachements einen schönen Streich aus, durch den er sich den Ruf erwarb, ein ebenso guter Offizier wie ein geschickter Staatsmann zu sein. Er überfiel und schlug den General Baranyay zu Rothschloß und nahm ihm 300 Gefangene ab (17. Mai). Da die Preußen im Lande beliebt waren, so wurden sie immer vorzüglich mit Nachrichten versorgt, und das verschaffte ihnen im Kleinkriege manchen Vorteil. Indessen wollen wir nicht alle diese Gefechte ausführlich schildern, wie die Österreicher bei Leubus das neu errichtete Husarenregiment von Bandemer vernichteten, wie sie bei Strehlen gegen 100 Ulanen gefangen nahmen, wie sie Zobten verbrannten, wie sie bei Friedewalde und in anderen Treffen geschlagen wurden. Denn nicht die Geschichte der Husaren, sondern die Eroberung Schlesiens soll hier dargestellt werden.

Die Schlacht, die das Schicksal Schlesiens schon nahezu entschieden hatte, machte in Europa sehr verschiedenen Eindruck. Der Wiener Hof, der Erfolge erwartet hatte,