<252>

Am 27. rückte der König nach Ostritz und schickte Winterfeldt nach Zittau. Die Nachhut des Prinzen von Lothringen zog gerade durch die Stadt. Winterfeldt griff sie an und machte 350 Gefangene. Der Feind verlor sämtliche Bagage und steckte die Wagen selbst in Brand, um sie nicht in die Hände seiner Verfolger fallen zu lassen.

Die ganze Unternehmung dauerte nur fünf Tage. Die Österreicher verloren dabei mehrere Magazine, ihre ganze Bagage und kehrten um 5 000 Mann schwächer nach Böhmen zurück.

Der König ließ 10 Bataillone und 20 Schwadronen in der Gegend von Zittau zur Deckung des wichtigen Postens. Winterfeldt kehrte mit 5 Bataillonen und 5 Schwadronen nach Schlesien zurück, um Hohen-Ems in die Flanke zu fallen, indes Nassau ihn in der Front angriff. Die Operation gelang so gut, daß in kaum 24 Stunden kein Österreicher mehr in Schlesien war. Die Philipert-Dragoner wurden von den Wartenberg-Husaren geschlagen1. Hohen-Ems gab dem Prinzen von Lothringen nichts nach, weder in der Hast seines Rückzuges, noch im Verlust seiner Bagage.

Die preußischen Truppen in der Lausitz bezogen Erholungsquartiere bei Görlitz, ausgenommen Lehwaldt, der mit 10 Bataillonen und 20 Schwadronen nach Bautzen detachiert wurde. Von da sollte er gegen die Elbe vorstoßen und durch einen Scheinangriff auf Dresden die Operationen des Fürsten von Anhalt unterstützen. Oberst Brandeis, der mit zwei Bataillonen in Krossen geblieben war, nahm Guben ein, wo er ein großes sächsisches Magazin fand.

Während des Zuges in die Lausitz blieben alle Nachrichten vom Fürsten von Anhalt aus. Dagegen sprengten die Sachsen das Gerücht aus, Grünne sei bei Torgau über die Elbe gegangen und rücke auf Berlin. Dieses Gerücht machte dem König schon Sorge, als ein Offizier aus Halle mit der Meldung anlangte, der Fürst von Anhalt habe am 30. November seinen Marsch angetreten, um die Sachsen in ihren Verschanzungen bei Leipzig anzugreifen, habe die Stellung aber verlassen gefunden. Leipzig habe sich ergeben, und die Sachsen seien nach Dresden geflohen. Der König schickte den Offizier umgehend zurück, um den Fürsten von Anhalt zum sofortigen Marsch auf Meißen zu drängen und ihn wissen zu lassen, daß das Lehwaldtsche Korps nur auf seine Ankunft warte, um zu ihm zu stoßen. Als man in Dresden erfuhr, wie schnell der Prinz von Lothringen abgefertigt war, entstand große Bestürzung. Das Grünnesche Korps erhielt augenblicklich Befehl zur Umkehr. Auch Graf Rutowski wurde mit seiner Armee zur Deckung der Hauptstadt zurückbeordert.

Während der Fürst von Anhalt auf Meißen vorrückte, blieb das Heer des Königs in abwartender Stellung. Der König benutzte die Frist zur Wiederanknüpfung der so oft abgebrochenen Verhandlungen mit Sachsen, deren Abschluß bei der jetzigen Lage entfernter denn je schien. In dieser Absicht schrieb der König einen Brief an Villiers, den englischen Gesandten am Dresdener Hofe, worin er erklärte, trotz der


1 Gefecht von Schwarzwaldau, 6. Dezember 1745.