<242>Friedland marschiert sei. Er umging und überfiel es und brachte von seinem Handstreich 8 Offiziere und 140 Mann als Gefangene mit. Aber da das Glück stets mit Unglück gepaart ist, so mißlang dem Major Chasot1 vom Du Moulinschen Korps sein Vorstoß gegen Marschendorf. Er wurde angegriffen, geschlagen und verlor 80 Mann.

Nachdem die Armee die Lebensmittel in der Umgegend von Trautenau völlig aufgezehrt hatte, trat sie den Rückzug nach Schlesien über Schatzlar an. Die Pässe und Defileen auf diesem Wege sind die schlimmsten in ganz Böhmen. Mag man vorrücken oder zurückgehen, man muß stets die allergrößte Vorsicht üben, will man die Truppen sicher hindurchbringen. Die Aupa floß hinter dem Lager des Königs bei Trautenbach entlang. Felsen und Wälder bedeckten das andre Ufer. Am 14. Oktober ging die Bagage unter starker Bedeckung voraus, um den Marsch zu erleichtern. Am 15. stellten sich fünf Bataillone auf den Bergen auf, um den Rückzug des Heeres zu decken und als Nachtrupp zu dienen. Die Armee brach am 16. auf. Sie marschierte in zwei Kolonnen. Erbprinz Leopold führte die linke, die über Trautenbach ging. Er erreichte Schlesien, ohne vom Feind etwas zu sehen. Die rechte Kolonne führte der König selbst. Die Kavallerie ritt voran; die Infanterie überschritt den Fluß, ehe Franquini, Nadasdy, Morocz u. a. m. vom Marsche der Preußen erfuhren. Nun aber eilten sie mit 7 000 bis 8 000 Mann herbei. Obwohl alle Anhöhen mit Infanterie besetzt waren, mußte man sie im Weiterrücken doch nach und nach verlassen. Die Panduren besetzten die geräumten Stellungen und feuerten von dort auf den Nachtrupp. Das Geschieße dauerte von 8 Uhr morgens bis um 6 Uhr abends. Ein Hauptmann und 30 Mann fielen dabei, gegen 80 wurden verwundet. Das ganze Du Moulinsche Korps deckte den Marsch durch das letzte Defilee, das durch ein Tal nach Schatzlar führt, und hielt den Feind auf. Ein Kavallerieangriff, den die kleine Ebene bei Schatzlar ermöglichte, kostete den Österreichern 300 Mann. Sie schlugen sich in die Büsche. Du Moulin marschierte rechts ab, ging über die Rehhornberge und erreichte das Lager auf dem Wege, den der König ihm freigehalten hatte.

Die Armee blieb bis zum 19. in Schatzlar, dann lagerte sie zu Liebau auf schlesischem Boden. Du Moulins Korps erhielt den Auftrag, einen Kordon längs der Grenze zu bilden. Die Hauptarmee bezog Kantonnementsquartiere zwischen Rohnstock und Schweidnitz. Sie konnte sich binnen sechs Stunden zusammenziehen und hatte es doch bequem in den vielen Dörfern und Städten jenes blühenden Landes. In dieser Stellung wartete der König ab, bis die österreichischen Truppen Kantonnementsquartiere bezogen hätten, um dann selbst in die Winterquartiere abzurücken. Nassau, der in Oberschlesien überwintern wollte, überfiel ein ungarisches Korps bei Hultschin und vertrieb den Feldmarschall Esterhazy von Oderberg. Die Wartenberg-Husaren, die zu seinem Korps gehörten, zeichneten sich gleichfalls aus. Sie schlugen das Regiment


1 Franz Isaak Egmont von Chasot, Major bei den Bayreuther Dragonern, dessen Name in den Denkwürdigkeiten von 1746 bei der Schilderung der Ruhmestaten des Regiments genannt, dann aber 1775 fortgelassen ist.