<240> die noch im Entwickeln begriffenen Truppen eingebrochen, ja sogar in solche, die noch in Marschformation waren.

Dem König warf man nicht weniger Fehler vor als seinem Gegner. Vor allem rügte man seine schlechte Stellung, durch die er sich zu einer Schlacht hatte zwingen lassen, während ein geschickter Feldherr sich nur dann schlagen soll, wenn es ihm paßt. Der König hätte, so sagte man, wenigstens vom Anmarsch der Österreicher unterrichtet sein sollen. Dagegen machte er geltend, daß der Feind ihm an leichten Truppen bedeutend überlegen war und daß er die 500 Husaren, die ihm nach den vielen Detachierungen noch übrig blieben, nicht durch weite Entsendung aufs Spiel setzen durfte. Aber, wandte man ein, er hätte nicht soviel Detachierungen machen und sich angesichts einer an Zahl überlegenen Armee nicht so sehr schwächen dürfen. Er führte zu seiner Rechtfertigung an, das Geßlersche und das Polentzsche Korps, die zum Fürsten von Anhalt stoßen sollten, wären ebenso hoch anzuschlagen wie die heimgerückten Sachsen, und die Detachierung des Generals Nassau wäre zur Deckung der Provianttransporte aus Schlesien nötig gewesen. Diese Transporte wären völlig ausgeblieben, wenn die Ungarn, die ganz Schlesien unsicher machten, nicht vertrieben wurden. Schließlich wäre auch Du Moulins und Lehwaldts Detachierung nach den Gebirgspässen unerläßlich gewesen; denn wollte man vom Feinde nicht ausgehungert werden, mußte man die Pässe besetzt halten. Es waren nur so viele Trainpferde vorhanden, als man zu jedem für fünf Tage hinreichenden Mehltransporte brauchte. Wäre nur eine dieser Zufuhren ausgeblieben, so wäre die Armee in Böhmen ohne Brot und Lebensmittel gewesen. Man sagte auch, der König hätte sich lieber nach Schlesien zurückziehen als eine Schlacht in Böhmen riskieren sollen. Er aber war der Meinung, daß der Verlust einer Schlacht in Böhmen nicht so schlimm sein konnte wie in Schlesien. Außerdem wäre der Krieg durch einen überstürzten Rückzug nach Schlesien verpflanzt worden. Dazu kam, daß man in Böhmen auf Feindes Kosten lebte, in Schlesien aber die eignen Lebensmittel verzehrt hätte. Doch wir überlassen es dem Leser, das Für und Wider abzuwägen.

Der Sieg von Soor ist vor allem dem engen Gelände zuzuschreiben, auf dem der Prinz von Lothringen den König angriff. Dies Gelände brachte den Feind um alle Vorteile der überlegenen Zahl. Die Preußen konnten ihm in gleich breiter Front entgegentreten. Die Menge der Truppen kam den Österreichern gar nicht zustatten. Ihre drei Treffen standen fast ohne allen Zwischenraum aufeinandergedrängt und hatten keinen Spielraum zum Fechten. Riß erst einmal Verwirrung ein, so war kein Halten mehr. Der Sieg wurde aber auch durch die Tapferkeit der preußischen Truppen errungen, die die Fehler ihres Führers wettmachten und den Feind für seine Fehler bestraften.

Während der Schlacht plünderten die kaiserlichen Husaren das preußische Lager. Der linke Flügel und das Zentrum hatten nämlich keine Zeit mehr gehabt, die Zelte abzubrechen. Das machten Nadasdy und Trenck sich zunutze. Der König und viele