<238> Kaiserlichen zurück. Die Garde, die in der Mitte des Treffens stand, stürmte nun unter Führung des Prinzen Ferdinand von Braunschweig eine vom Feinde noch gehaltene Anhöhe. Sie war steil und bewaldet, wurde aber trotzdem erobert. Ein sonderbarer Zufall wollte, daß Prinz Ludwig von Braunschweig die Anhöhe gegen seinen eignen Bruder verteidigte. Prinz Ferdinand tat sich bei dem Angriff sehr hervor.

Auf dem Schlachtfelde wechselten Anhöhen und Mulden unaufhörlich ab. Dadurch kam es immerfort zu neuen Kämpfen; denn die Österreicher suchten sich auf den Anhöhen immer wieder zu sammeln. Sie wurden aber mehrfach zurückgetrieben. Schließlich wurde die Verwirrung allgemein und artete in Flucht aus. Das ganze Feld war mit fliehenden Soldaten übersät. Reiter und Fußvolk, alles lief durcheinander.

Während die siegreiche preußische Armee den geschlagenen Feind hitzig verfolgte, umzingelten die Bornstedt-Kürassiere, die auf dem linken Flügel kämpften, das Regiment Damnitz und ein Bataillon von Kolowrat, eroberten zehn Fahnen und machten 1 700 Gefangene. Die übrige Kavallerie des linken Flügels konnte der österreichischen Reiterei nicht habhaft werden. Diese vermied jeden Kampf und zog sich in ziemlicher Ordnung in den Silvawald zurück. Der König hemmte die Verfolgung beim Dorfe Soor, nach dem die Schlacht den Namen trägt. Hinter dem Dorfe beginnt der oft erwähnte Silvawald. Dahinein durfte man dem Feinde nicht nachfolgen, sonst hätte man sehr zur Unzeit und ohne Not alle errungenen Vorteile aufs Spiel gesetzt. Es war in der Tat genug, daß ein Korps von 18 000 Mann eine Armee von mehr als 40 000 Mann in die Flucht geschlagen hatte. Außerdem war mit weiterem Vorgehen gar nichts zu gewinnen.

Die Sieger verloren den Prinzen Albert von Braunschweig1, den General Blanckensee2, die Obersten Buntsch, Bredow, Blanckenburg, Dohna und Ledebur3, die Oberstleutnants Lange und Wedell von der Garde4 und 1 000 Mann, glorreiche Opfer für das Wohl des Vaterlandes. Die Verwundeten wurden auf 2 000 Mann geschätzt. Die Besiegten verloren 22 Kanonen, 10 Fahnen, 2 Standarten, 30 Offiziere und 2 000 Gefangene. Erbprinz Leopold zeichnete sich in der Schlacht aus, noch mehr aber Feldmarschall Buddenbrock und General Goltz5, die mit 12 Schwadronen mehr als 50 schlugen.

Wenn die Schlacht bei Soor nicht so entscheidend war wie die von Hohenfriedberg, so liegt die Schuld an dem Gelände, auf dem sie geliefert wurde. Einem Feinde, der in einer Ebene geschlagen wird, kann man auf seiner Flucht schwere Verluste beibringen. Wer aber in einem gebirgigen Lande unterliegt, ist vor nachdrücklicher Verfolgung durch Kavallerie sicher. Mögen die Truppen, die er auf den Höhen wieder


1 Bruder der Königin Elisabeth Christine.

2 Alexander Ernst von Blanckensee.

3 Konrad Gottfried von Buntsch; Christoph Friedrich von Bredow; Dionysius Georg Joachim von Blanckenburg; Alexander Emil Burggraf zu Dohna; Clamor Hermann von Ledebur.

4 Georg von Wedell.

5 Wilhelm Dietrich von Buddenbrock; Freiherr Georg Konrad von der Goltz.