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Die Avantgarde rückte bis Starkstadt. Dort erfuhr sie, daß die Feinde Trautenau geräumt hätten und sich nach Jaromircz hinzögen; worauf sie sich bei Skalitz postierte. Die Armee nahm den Weg über Friedland und Nachod, der für die Verpflegung bequemer war. Dann trat sie aus dem Gebirge hervor und breitete sich längs der Mettau aus. Das ist ein kleiner Bach mit steilen Ufern, der von Neustadt kommt und bei Pleß in die Elbe mündet.

Das österreichische Lager war hinter der Elbe zwischen Smirschitz und Jaromircz. Nadasdy, dessen Korps etwa 6 000 Mann stark war, machte Miene, der preußischen Vorhut den Übergang über die Mettau zu verwehren. Aber Lehwaldt vertrieb die Ungarn ohne Blutvergießen, ging über den Bach und lagerte sich eine Viertelmeile vom jenseitigen Ufer.

Am Tage darauf rückte die um 11 Bataillone verstärkte Avantgarde auf Kralova-Lhota, wo der König sich an ihre Spitze stellte und bis Königgrätz vorging. Hier besetzte er das Gelände zwischen Rusek, das nach der Elbe zu liegt, und Diwetz, einem Ort an der Adler. Das ist ein Bach, der aus dem Glatzer Gebirge kommt und bei Königgrätz in die Elbe mündet. Die Armee lagerte eine Viertelmeile hinter der Avantgarde unter dem Befehl des Erbprinzen Leopold. Durch diese Bewegungen wurde der Prinz von Lothringen gezwungen, sich Königgrätz zu nähern. Er postierte sich auf einer Anhöhe an der Mündung der Adler in die Elbe, den Preußen gegenüber. Sein rechter Flügel stand an einen Sumpf gelehnt, sein linker bog sich nach Pardubitz zurück. Im Rücken hatte er einen zwei Meilen großen Wald, der sich bis Holitz ausdehnt. Durch drei über die Adler geschlagene Brücken hatte er die Verbindung mit Königgrätz hergestellt, wo er ein Detachement von 800 Mann stehen hatte. Er ließ vor der Stadt auf einer kleinen Anhöhe eine Schanze aufwerfen, die den Anmarsch der Preußen verhinderte. In dieser Stellung war er unangreifbar. Der König begnügte sich damit, die Städte Jaromircz und Smirschitz mit Infanterie und die Elbufer mit Dragoner- und Husarenabteilungen zu besetzen, um die Beitreibung der Fourage zu decken. Wie die beiden Heere so um Königgrätz herumstanden, konnte man sie für ein und dasselbe Korps halten, das die Stadt belagerte. Jedenfalls war sowohl die Avantgarde wie das Gros der Preußen in so günstiger Stellung, daß der Feind ihnen nichts anhaben konnte. Man hätte allerdings einen Handstreich gegen Königgrätz ausführen können; aber was hätte man dabei gewonnen? Die Stadt besaß weder Festungswerke noch Magazine, und früher oder später hätte man sie doch verlassen müssen. Es wäre also unnützes Blutvergießen gewesen.

Oberflächliche Beurteiler glaubten, der König hätte in seiner günstigen Lage den zu Neiße entworfenen Feldzugsplan ändern und seine Vorsätze mit den Erfolgen erweitern müssen. Dem aber war nicht so. Die Schlacht bei Hohenfriedberg hatte Schlesien gerettet, der Feind war geschlagen, doch nicht völlig vernichtet. Vor allem aber hatte die Schlacht die böhmischen Gebirge, über welche die Lebensmittel für die Armee kommen mußten, nicht aus der Welt geschafft. Im Jahre 1744 hatte man die