<220>lerie. General Zieten stieß mit der Reserve zu ihm, warf alles, was ihm Widerstand leistete, vor sich nieder und verschaffte Nassau, der den linken Flügel kommandierte, Zeit, den Bach zu durchwaten. Kaum hatte Nassau seinen Flügel in Reih und Glied gestellt, so griff er die ganze feindliche Reiterei, die er vor sich fand, an und schlug sie in die Flucht. General Polentz trug viel zum Erfolge bei. Er hatte sich mit seiner Infanterie in das Dorf Fehebeutel geschlichen, von wo er die österreichische Kavallerie in der Flanke beschoß und sie durch mehrere Salven erschütterte, sodaß sie leichter geschlagen wurde. Geßler, der das zweite Treffen befehligte, sah, daß es hier keine Lorbeeren zu pflücken gab. Er wandte sich zur preußischen Infanterie, und als er die Österreicher in Unordnung sah, ließ er die Infanterie auseinandertreten, ging durch sie hindurch, formierte sich in drei Kolonnen und stürzte sich mit unerhörtem Ungestüm auf den Feind. Die Bayreuther Dragoner hieben einen großen Teil nieder und nahmen einundzwanzig Bataillone von den Regimentern Marschall, Grünne, Thüngen, Daun, Kolowrat1, Wurmbrand2 und einem andern Regiment, dessen Name mir entfallen ist, gefangen. Trotzdem viele getötet wurden, betrug die Zahl der Gefangenen doch 4 000 Mann, dazu 66 Fahnen. General Schwerin3, der Vetter dessen, der sich bei Jägerndorf hervorgetan hatte, und eine Unmenge von Offizieren, die wir wegen ihrer großen Anzahl nicht aufführen können, erwarben sich hier unsterblichen Ruhm.

Diese Heldentat geschah zur selben Zeit, wo der rechte preußische Flügel dem Prinzen von Lothringen in die Flanke fiel. Damit erreichte die Verwirrung der Österreicher den Höhepunkt. Alles lief auseinander und flüchtete in größter Unordnung nach dem Gebirge. Die Sachsen zogen sich über Bohrau-Seifersdorf zurück. Das Zentrum der Österreicher rettete sich über Kauder und ihr Flügel über Hohenfriedberg, wo zu ihrem Glück Nadasdy und Wallis eingetroffen waren, die den Rückzug deckten. Die Preußen verfolgten sie bis auf die Höhen von Kauder. Dort machten sie halt, um sich zu verschnaufen.

Die Preußen nahmen in der Schlacht insgesamt 4 Generale, 200 Offiziere und 7 000 Gemeine gefangen. Ihre Siegestrophäen bestanden in 76 Fahnen, 7 Standarten, 8 Paar Pauken und 60 Kanonen. Das Schlachtfeld war mit Toten besät. Die Feinde verloren 4 000 Mann, darunter mehrere höhere Offiziere. Der Verlust der Preußen an Toten und Verwundeten betrug kaum 1 800 Mann. Mehrere Offiziere, die in der Schlacht fielen, erwarben sich Anspruch auf die Trauer des Vaterlandes. Unter ihnen befanden sich General Truchseß und die Obersten Massow, Kahlbutz und Döring4.


1 Die Brigade des Feldzeugmeisters Baron Thüngen, die durch den Geßlerschen Angriff vernichtet wurde, bestand außer den obengenannten Regimentern auch noch aus den Regimentern Maximilian von Hessen und Baden-Baden, die der König zu erwähnen vergessen hat.

2 Das Regiment Wurmbrand nahm an der Schlacht von Hohenfriedberg nicht teil.

3 Otto Martin von Schwerin, der Kommandeur en chef der Bayreuther Dragoner.

4 Generalleutnant Graf Friedrich Sebastian Wunibald Truchseß-Waldburg; Oberst Ewald Wedig von Massow; Oberst Kaspar Friedrich von Kahlbutz; Kapitän Friedrich Wilhelm Adolf von Düring.