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„1. Warum hat die Königin von Ungarn im Breslauer Frieden so hartnäckig auf dem Besitz des oberschlesischen Berglandes bestanden, dessen Ertrag doch so dürftig ist? Sicherlich hat Eigennutz sie nicht dazu bewogen. Ich sehe eine andre Absicht: sie will sich durch den Besitz des Gebirges vorteilhafte Anmarschwege sichern, sobald sie den Augenblick zum Angriff für gekommen hält.

2. Aus welchen Gründen haben Österreich und England sich der Garantie des Breslauer Friedens, die Mardefeld in Petersburg zu erreichen suchte, unter der Hand widersetzt? Doch nur, weil die russische Garantie sie selbst am Vertragsbruch hindern könnte! Sie antworten mir, Englands Politik sei einfach. Es wolle mich isolieren, damit ich ohne eine andre als die englische Garantie nur von England abhänge. Ich möchte Sie aber fragen, meine Herren Minister, ob die Absichten der Engländer, mag man ihnen nun die eine oder die andre unterschieben, für uns günstig oder nachteilig sind?

3. Warum beendigt Lord Carteret nicht die kleinen Zwistigkeiten über einige strittige Grenzen zwischen Hannover und Minden, über den hannöverschen Elbzoll und schließlich über die an Preußen verpfändeten mecklenburgischen Domänen? Deshalb, weil ihm gar nichts an der Herstellung eines guten Einvernehmens zwischen unseren beiden Höfen liegt. Graf Podewils meint, dem Hause Hannover läge an der Beilegung dieser Differenzen ebensoviel wie dem Hause Brandenburg. Warum tut Lord Carteret denn nichts dazu? Weil der König von England Mecklenburg, Paderborn, Osnabrück und das Bistum Hildesheim an sich reißen will und wohl einsieht, daß seine Vergrößerungspläne mit einem freundschaftlichen Verhältnis zwischen Preußen und England unvereinbar sind.

4. Kann man den Versprechungen eines Fürsten trauen, der sein Wort nicht hält? Als der König von England im Jahre 1743 seine Truppen am Rheine zusammenzog, versprach er, nichts gegen die Erblande und die Würde des Kaisers zu unternehmen1. Jetzt sucht er ihn in Gemeinschaft mit der Königin von Ungarn zur Abdankung zu zwingen.

5. Erinnern Sie sich an die Intrigen des Marchese Botta am Petersburger Hofe. War ihr Zweck nicht, die verbannte Herrscherfamilie wieder auf den Thron zu setzen2? Warum versuchte Botta dergleichen? Weil er wußte, daß die Kaiserin Elisabeth auf unserer Seite war, und weil er erwartete, daß Prinz Anton Ulrich, wenn er die Wiedereinsetzung seiner Familie dem Wiener Hofe verdankte, diesem Hofe auf ewig ergeben sein und seinen Haß gegen alles Preußische teilen würde. Noch mehr: weshalb benutzte Botta meinen Namen bei jener scheußlichen Verschwörung, wenn nicht, um mich mit der Kaiserin zu verfeinden, wenn der Anschlag entdeckt wurde? Sie sagen: was die Königin von Ungarn tat, geschah nur aus Liebe zu ihren Verwandten. Ach, nennen Sie mir doch große Fürsten, die solche Bande des Blutes achten!“


1 Vgl. S. 136. 137.

2 Vgl. S. 147. 148.