<133> von Lothringen glorreich. Wenn er Heer und Flotte vernachlässigte, so geschah es, weil er alles durch Unterhandlungen erreichen wollte, für die er besonderes Talent besaß. Sein Geist unterlag wie sein Körper der Last der Jahre. Bei Lebzeiten wurde er zu sehr gelobt, nach seinem Tode zu sehr getadelt. Er hatte nicht die stolze Seele eines Richelieu, noch den arglistigen Geist eines Mazarin. Sie waren Löwen, die Lämmer zerrissen, Fleury aber war ein kluger Hirte, der über seine Herde wachte. Ludwig XV. wollte ihm ein Denkmal errichten lassen. Der Entwurf wurde gemacht aber nie ausgeführt. Kaum war Fleury tot, so war er auch schon vergessen.

Chauvelin, den der Kardinal hatte verbannen lassen1, bildete sich ein, aus der Ferne seines Exils den erledigten Posten ergattern zu können. Er schrieb an Ludwig XV., tadelte die Verwaltung seines Feindes und strich sich selbst heraus. Die Folge dieses voreiligen Schrittes war die Verbannung nach einem noch entfernteren Orte als Bourges, wohin er bisher verwiesen worden war.

Der König von Frankreich meldete den fremden Höfen den Tod seines Ministers ungefähr in dem Stile, in dem ein Fürst seine Thronbesteigung anzeigt. Er schrieb an den König wörtlich:

Versailles, den 30. Januar 1743.



Mein Herr Bruder,

Nach dem Verluste des Kardinals Fleury, dem ich bei der Verwaltung meiner Geschäfte vollstes Vertrauen geschenkt hatte und dessen Klugheit und Einsicht ich nicht genug nachtrauern kann, will ich nicht versäumen, Ew. Majestät selbst die Versicherungen zu erneuern, die er Ihnen in meinem Namen gegeben hat und die ich ihm oft auftrug, Ihnen zu wiederholen: die Versicherungen meiner vollkommenen Freundschaft für Ew. Majestät Person und meines aufrichtigen und beständigen Wunsches, überall da, wo unsere gemeinsamen Interessen berührt werden, mit Ihnen im Einvernehmen zu handeln. Ich zweifle nicht daran und darf wohl den Wunsch aussprechen, daß auch Ew. Majestät das Ihre tun werden. Sie können darauf rechnen, daß ich bei jeder Gelegenheit die gleiche Geneigtheit zur Förderung Ihres Ruhmes und Nutzens bezeigen werde, um Ihnen zu beweisen, wie sehr ich bin usw.

Zugleich zeigte das Departement des Auswärtigen an, daß der König beschlossen habe, die Regierung von nun an selbst zu führen, und daher wünsche, daß man sich an ihn selbst wende. Bis dahin war Ludwig XV. das Mündel und Kardinal Fleury der Vormund gewesen. Nach Mazarins Tode trug selbst Ludwig XIV. Trauer für seinen Minister; für Fleury legte niemand welche an. Man vergaß ihn, noch ehe seine Leichenrede gehalten war. Solange der Kardinal die Staatsgeschäfte führte,


1 Vgl. S. 24.