<172>Also büßten diese freien
Staaten durch den Neid allein,
Stete Eifersüchteleien
Und den Hader der Parteien
Schmählich Macht und Freiheit ein.

Ist's was andres, wenn ihr heute, nur um das verhaßte Preußen
Zu erdrücken, hier den Franzmann, dort den Schweden, da den Reußen,
Den unbänd'gen Steppenwildling, in das Land gerufen habt
Und den Boden, ihr Unsel'gen, drauf ihr sieht, selbst untergrabt?
Die verhängnisvolle Hilfe kommt euch teuer noch zu stehn:
Unterworfne meint der stolze Eindringling in euch zu sehn!
Wartet nur, die schlimmen Horden
Kosten Tränen noch einmal!
Rühmt euch dann: aus West und Norden
Riefen wir sie her zum Morden,
Wir, wir schärften ihren Stahl!

Warum nicht den Arm euch waffnen, wie zu eurer Väter Tagen,
Um den Hochmut starker Gegner endlich auf das Haupt zu schlagen?
An der Donau, an dem Rheine stolze Landerobrer sind's,
Dort hat sich ihr Schwert erstritten manche blühende Provinz;
Nachbarn sind's, die ständig drohen, die nach Händeln mit euch dürsten,
Ew'ge Feinde eurer Freiheit, eurer Rechte, eurer Fürsten;
Nun, und ihr? Die Furien riefen
Eurem grimm'gen Aufgebot
Beifall zu aus Höllentiefen,
Eure Mörderarme triefen
Edlen Bruderblutes rot!

Schaut nach Flandern, seine Schanzen gilt's zu stürmen, zu gewinnen;1
Mit dem Ungarn Seit' an Seite legt in Asche Belgrads Zinnen! 2
Muß beim Klange dieser Namen heißer nicht das Blut euch rollen?
Denkt ihr nicht der blutgetränkten Ehrenfelder, wo den vollen
Siegeskranz der edle Ritter Prinz Eugenius sich errungen,
Der Bewunderte, der jeden seiner Gegner hat bezwungen?
Alles ruft bei solchem Wagen
Eurem Mute zu: Glückauf!


1 König Friedrich mahnt, die Franzosen auf dem westlichen Kriegsschauplatz zurückzuwerfen.

2 Belgrad war seit dem Belgrader Frieden (1739) in tükischen Händen.