<153> mag nun Alter, oder Ueberlegung, oder Vernunft daran Schuld sein — alle Ereignisse des menschlichen Lebens weit gleichgültiger, als ehemals. Wenn etwas für das Wohl des Staats gethan werden muß, so thue ich es zwar noch mit einiger Lebhaftigkeit; aber, unter uns gesagt, nicht mehr mit meinen heftigen Jugendfeuer, nicht mehr mit der Wärme, die mich ehemals belebte.

Es ist Zeit, daß der Krieg zu Ende geht, denn meine Predigten werden matt, und bald werden meine Zuhörer sich über mich aufhalten. Leben Sie wohl. etc."

28. Mai 1762

An Ebendenselben:

"Ich will Ihrer Freude nicht Zeit lassen, sich abzukühlen, mein lieber Marquis; sie soll durch eine andere Neuigkeit, den Frieden mit Schweden, wieder angefacht werden. Vielleicht wußten Sie sie schon; allein ich erfülle mein Versprechen, Ihnen von Allem, was Gutes vorfällt, Nachricht zu geben.

Heute oder morgen werden hoffentlich die Tataren mit einem Heere von 10000 Mann in Ungarn einen neuen Auftritt eröffnen. Endlich hat es mit unserer Noth ein Ende, und jene flatterhafte Göttin, die, wie es ihr einfällt, ihre Gunst schenkt und entzieht, scheint sich mit uns aussöhnen zu wollen. Alles dieses zeigt mir mit Ende dieses Jahres eine sichere Aussicht zum Frieden, und im Hintergrunde derselben Sanssouci nebst meinem lieben Marquis. Eine sanfte Stille findet sich in meiner Seele wieder ein, und das Gefühl der Hoffnung, von der ich seit sechs Jahren entwöhnt war, tröstet mich für Alles, was ich bisher ausgestanden habe. Denken Sie nur einen Augenblick an die Lage, worin ich mich in dem nächsten Monat befinden werde, und an die, worin ich vorigen Dezember gewesen bin. Der Staat lag in den letzten Zügen, wir warteten nur auf die letzte Oelung, um den letzten Seufzer von uns zu geben; und jetzt habe ich zwei Feinde vom Halse, und meine Armee wird zu ihrem rechten Flügel 20000 Rus-