<117>Was für Unsterblichkeit verleiht der Ruhm?
Verblenden willst Du selbst die Enkel noch?
Sie sollen staunend Deine Thaten seh'n,
Nur Deinem Namen ihre Denkkraft weih'n?
Tritt her — und bald entflieht Dein Irrthum dann.
Warst Du in jener Zeit, die vor Dir war,
Um das bekümmert, was man von Dir sprach?
Erschreckten Dich Menipp und Aretin?
Wenn Du Dir ihr Gespräch nicht denken kannst —
Nun, welche Wuth befiel denn Deinen Geist,
Und weshalb quälst Du ihn, ob, wenn Du starbst,
Die Welt Dich falsch, Dich billig richten wird?
Wenn uns des kalten Todes Flügel deckt,
Erlöscht er ganz die Gluth, die uns belebt;
Im Grabe schlafen wir auf ewig dann;
Das Weltall ist sogleich für uns nicht mehr.
In dieser Nacht, die nur den Pöbel schreckt,
Fühlt Niemand mehr den Wurm, der ihn zernagt.
O Ehre, Reichthum, Würde, Sucht nach Ruhm!
Des Glückes Schatten! — Nichtig ist die Welt;
Mit Wildheit reißt ein Strom sie fort; sie ist
Ein schneller Blitz, der keine Dauer hat.
So löset die Natur die Wesen auf,
Die sie aus Staub geformt und denen sie
Zu mannigfachem Zweck Organe gab;
Sie nutzet alte dann und schafft durch sie
Den ew'gen Reichthum ihrer Schöpfung neu;
Sie ruft dem Grab' und der Verwesung zu,
Und andre Körper werden dann erzeugt.
Nur flüchtig, kurz ist unser Lebenslauf;
Wir reisen eilig durch ein Land, wo nichts
Uns zugehört und Alles bleiben muß.