Anmerkungen zum Jahre 1750.

Arnaud (François Thomas Marie de Baculard) war Sächsischer Legationsrath, als er dem König durch einige artige Gedichte bekannt wurde, er nahm ihn unter seine literarischen Gesellschafter auf und war ihm sehr gewogen. Voltaire, darüber neidisch, suchte ihn überall zu necken etc. Dies konnte d'Arnaud bei seinem weichen Herzen nicht lange ertragen, er bat daher schon im Novbr. um seinen Abschied, den ihm der König nur höchst ungern gab 210-+,<211> und ging nun nach Paris, wo er sich durch feine angenehmen Erzählungen und seine Dramen: Comte de Comminges, Euphemie, Fayel Merinval, sehr vortheilhaft bekannt gemacht hat. Im Jahre 1752 hielt er sich wieder in Dresden auf. Er war geboren zu Paris den 14. Septbr. 1718 und starb den 8. Novbr. 1805.

Henriette Christine Caroline, Prinzessin von Zweibrücken-Birkenfeld, geboren den 9. März 1721, vermählt den 12. August 1741 mit dem damaligen Erbprinzen, nachherigen Landgrafen Ludwig (IX.) von Hessen, Darmstadt, gestorben den 30. März 1774. (Sie hinterließ 5 Töchter und 3 Söhne, davon der ältere Ludwig X. Vater des jetzt regierenden Großherzogs von Hessen und bei Rhein Ludwig (II.) und Großvater des Prinzen Karl von Hessen und bei Rhein, seit 1836 Gemahl der Prinzessin Elisabeth von Preußen, geworden ist. Die zweite Tochter ward die Gemahlin des Königs Friedrich Wilhelms II). Friedrich der Große schätzte diese sehr gebildete und geistreiche Fürstin sehr hoch, und behandelte sie, wenn sie nach Berlin oder Potsdam kam, was mehrere Male geschah, mit größter Auszeichnung. Kurz vor ihrem Tode befahl sie, daß ihr Leichnam ohne alle Pracht in dem auf englische Art angelegten Garten begraben, und nur eine einfache Urne mit ihrem Namen bezeichnet auf<212> ihr Grab gesetzt werden sollte. Friedrich, dem dieser ihr Wunsch vielleicht schon von früher her bekannt war, hatte nicht sobald ihren Tod erfahren, als er die Verfertigung dieser Urne befahl. Sie trägt folgende Inschrift: Hic jacet Henr. Christina Carol. Lov. Hass. Princ. Femina Sexu. Ingenio vir. N. VII. Id. Mart. a MDCCXXI. D. O. III. Kal. Apr. a MDCCLXXIV. S. E. T. L. Er übersandte sie mit folgendem Schreiben an den Landgräflich-Hessischen Obersten, Baron von Riedesel.
     

Mr. le Colonel Baron de Riedesel!

Le sujet de la presente rappelle à Ma memoire un evenement bien triste. C'est la perte, que nous avons faite, il y a quelques année, de Madame la Landgrave de Hesse-Darmstadt, cette Princesse accomplie, qui faisoit l'ornement et l'admiration de notre Siècle. Vous savés que j'ai toujours fait un cas infini de son merite, et que sa mort prématurée M'a bien vivement affecté. Mais Vous n'ignores pas non plus, qu'a la premiere nouvelle de son decés J'ai dabord pris la resolution d'orner son monument d'une urne, consacrée à apprendre aux siècles futurs Mes sentiments de veneration pour ses talents et vertus distinguées. Elle est achevée, a l'heurs qu'!l est, cette urne. Je Vous la ferai tenir par le Voiturier Charles d'ici, et Je ne saurais la mieux adresser, qu'à Vous Mon cher Colonel qui êtes parfaitement instruit, comment l'illustre Defunte a desiré qu'elle fût poses pour son monument. Quelque triste que soit le devoir, au quelle Je Vous appelle. Vous m'obligerés cependant, en Vous en acquittant d'une manière conforme a ses intentions; et Je saisirai à Mon tour toutes les occasions, qui se presenteront pour Vous tenir compte des soins que Vous donnerés à cette commission. Sur ce Je pris Dieu, qu'il Vous ait Mr. le Colonel Baron de Riedesel en sa sainte et digne garde.

Potsdam ce 12. d'Avril 1775.

Federic.

<213>

Die Abbildung der Urne und der vorstehende Brief nach dem Original sind mitgetheilt in v. Mosers Patriotischem Archiv für Deutschland Bd. 1. S. 221.


210-+ Den 24. Febr. 1752 schrieb der König an Voltaire: "Mit einem Wort, d'Arnaud, der mir nichts gethan hatte, ist um Ihretwillen von mir gereist." Hiernach ist es unwahr, wenn Voltaire sagt, der König habe dem d'Arnaud in sehr harten Ausdrücken befohlen in vier und zwanzig Stunden abzureisen, und habe dabei vergessen ihm die Reisekosten zu bezahlen (s. Lettres de Voltaire Voltaire. à Mde. Denis v. 24. Novbr. 1750) und in einem Briefe vom 6. Dezbr. 1752 hat Voltaire sogar die Nichtswürdigkeit, dem Buchhändler Walther in Dresden zu schreiben: "In diesem Augenblick beim Abgang der Post erfahre ich, daß ein gewisser d'Arnaud in Dresden ist. Se. Majestät der König von Preußen hatte sich genöthigt gesehen ihn aus seinen Staaten zu verweisen (de le chasse de ses états) und er verdiente noch eine strengere Züchtigung. Man erfährt, daß er Briefe vom König in Prosa und Versen geschmiedet hat, welche er unverschämter Weise verkauft. Wenn Sie, mein lieber Walter, sich diese Papiere verschaffen und an unsern Hof senden könnten, würden Sie einen sehr großen Dienst leisten. Schließlich ist es gut, daß Sie diesen Bösewicht kennen, und daß Sie ihn auch Andere kennen lehren."