<224>Darget war vor Verliebtheit toll,
Von Seligkeit voll
Und glückberauscht —
Aber Sankt Stephan, der ihn belauscht,
Der nahm ihn am Kragen: Laß gut sein, mein Sohn!
Da gab es kein Mucken,
Da hieß es sich ducken;
Ganz leise verwünscht er den Schutzpatron.

Darget spricht also abgekühlt:
„Liebwerte unglückselige Maid,
„Glaub' mir — mein Herze mit dir fühlt
„Und deiner Tugendhaftigkeit.
„Und weißt du — zu solcher Schandtat gebricht's
„Mir, Gott sei Dank! an dem nötigen Geschick;
„Darum erheb deinen Tränenblick
„Und Hab' keine Angst: Ich tu dir nichts.
„Im Gegenteil: Ich kaufe dich los!“
Und tätschelt ihr Händchen: „So glaub' mir doch bloß!“

Franquini sieht, wie all das gar zart
Und gar frostig will enden —
„Nanu! Ist das in Frankreich die Art,
„Eine Jungfer zu schänden?
„Zur Sache — zur Sache! 's wird endlich Zeit!“

„Ach, Euer Gnaden, wir wissen, Ihr seid
„Der Herr über unser Tränengeschick;
„Und doch! Werft einen großmütigen Blick
„Auf dieses holde, liebreizende Weib,
„Dies Gotteswunder von blühendem Leib,
„Und dann gesteht, es wär' doch ein Jammer,
„All diese Schönheitsfülle hier
„In dieser trostlosen Felsenkammer
„Der stechen Gier
„Des ersten besten preiszugeben;
„Bedenkt ihre Jugend
„Und ehrt ihre Tugend,
„Und gebt sie zurück ihrem früheren Leben!
„Wenn Ihr Euch gütigst entschließen könntet