<223>Ich sage, sie war nichts dagegen!
Auch glich unsre Schöne nicht euch, ihr Prinzessen,
Die immer schön sind — von Hoheit wegen!
Ist's doch ihr Amts- und Staatskleid — indessen
Versucht's doch, den Prunk einmal abzulegen,
Den Edelsteinflimmer, das Drum und Dran,
Und guckt euch dann mal im Spiegel an!

Ganz ausgelöst in Tränen und Harm
Trat das liebliche Kind vor den tobenden Schwarm;
Im Schlummer schleppte man sie heraus,
Das zarte Geschöpf, aus dem Elternhaus,
Im schlichten Nachtgewande nur,
Das nichts mehr hinzutat zur holden Natur.
Da stand sie in der Unschuld Hoheit;
Doch die Bande in viehischer Seelenroheit
Leckte die Mäuler sich alsobald
Nach der wehrlosen Beute —
Da gebot der lechzenden Meute
Franquini ein Halt:
„Wie wär's, wenn mal Wonnen das Weh ablösten?
„Mag unsern Gefangnen die Liebe trösten!“

„Mein Gott!“ ruft sie. „Wie komm ich hierher?
„Das ist ja, als wenn hier die Hölle wär!“
So ziemlich stimmt es:
Franquini nimmt es
Am Ende auch auf mit dem Luzifer!
„Erbarmen, mein lieber, mein gütiger Herr!
„Bin ja so jung noch, mein Los ist so schwer!
„Verlobt bin ich, doch ach, es kann
„Mir heut mein Liebster, mein künftiger Mann
„Nicht helfen, nicht nützen —
„Ihr müßt mich beschützen!
„Nehmt, gnädiger Herr, meiner Tugend Euch an!“
So klagte, so flehte in Angst und Weh
Die Holde zu Füßen des guten Darget,
Und weinte und weinte ohn' Unterlaß,
Ihr süßer Busen war tränennaß.