<140>Verbürgt dem Staate seine Sicherheit;
Die Kunst ist's, die's versteht, von nah und fern
Zum Bund zu einigen die Landesherrn,
Und so der Freunde Macht zur rechten Zeit,
Geschlossen und zu Schutz und Trutz bereit,
Der Macht der Feinde entgegenstellt
Und damit durch kluge Wahrung des rechten
Gleichgewichtes unter den Mächten
Europa unabhängig erhält.
Solang nun Treu und Glauben allerwegen
Das Wort noch hatten in den Staatsverträgen,
War solcher Bande unbestrittner Wert
In Geltung überall und hochgeehrt.
Doch Gradheit, Redlichkeit kam bald abhanden
Und ward vor schnödem Eigennutz zuschanden;
Da gab's bald der Hintertüren genug,
Gab's Kniffe und Listen, ja nackten Betrug,
Sodaß sich ins Leben der Staaten sacht
Das Mißtrauen einschlich und der Verdacht.
Neid und Verrat, sie lernten's, beizeiten
Den Tag ihrer Abrechnung vorzubereiten;
Zu einer Wissenschaft hat man's gebracht,
Einer hohen Schule der Schlechtigkeiten.
Erlauchte Verbrecher ohne Zahl
Erfüllten die Welt mit einemmal
Zum Fluch der Menschheit, zur Geißel der Staaten.
Schon ließ sich die Weisheit selber beraten
Von den Afterlehren
Und ward, des Verbrechens sich zu erwehren,
Selber verbrecherisch:
Im hohen Staatsrat, am Sitzungstisch,
Vor den Ohren des Königs gar,
Berief man sich drauf — und fortan war
Ein Pakt ein schielendes Ding nur, das man
So oder so auslegen kann,
War jeder Vertrag verdächtig, verschlagen;
Voller Verstecktheiten, Zweifel und Fragen;
Kurz, der Betrug war geadelt, gekrönt,
Und was bei dem Volke dort unten verpönt,
Schandtaten, die vom Gesetzbuch bedroht sind,