<180> man in seiner Jugend durch den Zwang ungünstiger, aber gebieterischer Umstände in eine undankbare, unfruchtbare Laufbahn gedrängt ward. Wer sich durch so viele Dunkelheit durchringt, dankt dies allein seinem tätigen, emsigen, unermüdlichen Geiste und seinem alles überwindenden Fleiße. Man muß etwas einzusetzen haben, um sich bekannt zu machen, und Talente weit über den Durchschnitt besitzen. Ist man aber bekannt und erzwingt sich den Beifall, mit dem die Menschheit so geizt, ja lenkt man das einmütige Lob aller auf sich, so ist das geradezu wunderbar und setzt die Übereinstimmung aller Menschen voraus. Denn stellt Euch nur vor, meine Lieben, eine wie große Menge man unterjochen muß und woraus sich die Bevölkerung, nicht einer ganzen Provinz, sondern bloß einer volkreichen Stadt zusammensetzt. Da findet Ihr so viele verschiedene Charaktere und Denkweisen wie Gesichter. Die einen gehen allzu leichtfertig durchs Leben, wie im Traume, ohne Kenntnisse und Überlegung. Die andren haben beschränkte Fähigkeiten und folgen in ihrem Denken nur den Anregungen, die sie von stärkeren Geistern empfangen. Teils sind es leicht bestimmbare Gemüter, die ihre Meinungen mit ihrer Umgebung wechseln, teils Halsstarrige, die sich durch nichts überreden und überzeugen lassen. Hier seht Ihr hochfahrende Leute, die alles mit Verachtung ansehen und meinen, die Welt sei ihrer nicht würdig. Dort seht Ihr bissige Spötter, deren Mund, an Tadel gewöhnt, nur ein Werkzeug des Hohnes ist. Wieder andre sind so erfüllt von einem Gegenstand, daß sie sich durch nichts davon abbringen lassen, Leute, die in Völlerei verblöden, Hoffährtige, die sich selbst bewundern, Genußsüchtige, die nur an ihr Vergnügen denken, Unwissende, die nichts kennen und über alles urteilen, Neidische, die ihre Mitmenschen verleumden und ihren Ruf zerfetzen. Alle diese gilt es zu fesseln und zu einer Meinung zu bringen. Diese ganze Menge, so mannigfach in Gedanken, Neigungen und Ansichten, muß man von seinen Talenten und seiner Tüchtigkeit überzeugen. Wie schwer ist es, so viele Stimmen zu gewinnen! Wieviel Zeit, Mühe, Arbeit und Erfolg ist nötig, um das Gebäude seines Ruhmes zu errichten und so viele widerspenstige Mäuler zum Lobe zu zwingen! Ihre geizigen Hände sparen jedes Körnchen Weihrauch, und andre wollen es auf ihrem eignen Altar verbrannt sehen. Um wieviel mehr Achtung verdient ein armer Handwerker ohne Protektion und Ansehen, der einen so weiten Weg zurückzulegen hatte, um bekannt zu werden und den Beifall der Menge an sich zu reißen. Zudem ist es bedeutend leichter, sich aus der Ferne einen Namen zu machen und denen zu imponieren, die uns weder sehen noch kennen. Aber ein Prophet im eignen Vaterland sein und den Beifall seiner Mitbürger zu ernten, das ist der größte Triumph, nach dem der menschliche Ruhm streben kann. Sein Name ist über das ganze Land hin gedrungen. Er ist so berühmt geworden, daß Leute, die ihn nie gesehen hatten, ihm ihr Maß schickten und ihn beschworen, für sie zu arbeiten. Er war so beliebt, daß Leute, die sich auf ihr Äußeres etwas zugute halten und durch die Eleganz ihrer Kleidung auffallen wollen, nur noch Schuhe von ihm tragen mochten.