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„Sein Bart war blau.“ Er geht Schritt für Schritt weiter. Der Mann ist reich; er ist eitel; sein Bart ist blau: das ist das Wahrzeichen des Teufels. Der Urheber all unsrer leiden kann keinen gewöhnlichen Bart haben; er muß blau sein. Denn der Teufel, der Eva in Gestalt einer Schlange im Garten Eden versuchte, hatte eine bläuliche Farbe. Diese Behauptung stütze ich noch auf ein physikalisches Argument. Öllampen werfen einen bläulichen Schein: die Teufel, die die Verdammten in große Kessel siedenden Öls tunken, bekommen davon allmählich einen blauen Bart, genau wie die Haare der Arbeiter in den Vitriolbergwerken auf die Dauer eine grünliche Farbe annehmen. Dies Kennzeichen, diese Farbe ist dem Bösen gegeben, da, mit die Menschen den Feind ihres Heils erkennen können. Wir haben Augen zum Sehen und sehen doch nicht; denn wir prüfen nichts. Das liegt an unsrer Trägheit, unsrer Lauheit, unsrer sündhaften Nachlässigkeit, dank der wir in alle Netze des Bösen fallen. Wir wachen nicht über das Heil unsrer unsterblichen Seele. Ob der Versucher einen blauen Bart hat oder nicht, niemand denkt darüber nach. Er schmeichelt unsren Begierden, wir lassen uns verführen. Wir trauen ihm und sind verloren.

Diese bedeutsame Wahrheit stellt unser Gleichnis wie folgt dar: „Eine vornehme Dame hatte zwei Töchter. Blaubart begehrte die eine zur Ehe.“ Wie stets, wendet sich der Teufel auch hier an die Weiber. Er weiß, ihr Geschlecht ist schwächer als das unsre. Ferner ist zu bemerken: wenn der böse Feind jemand rauben will, so verficht es ihm nichts, ob er die jüngere oder ältere Tochter entführt, wenn er nur seine Beute bekommt. „Lange konnten sie sich nicht entschließen, Blaubart zu freien; denn er hatte mehrere Frauen gehabt, und niemand wußte, was ans ihnen ge, worden war.“ Noch kämpfte die göttliche Gnade in den Herzen der jungen Mädchen und flößte ihnen heimlichen Abscheu gegen den Fürsten der Finsternis ein. Man darf nicht mit ihm vertraut werden, sonst ist man früher oder später verloren. Hütet Euch vor dem ersten Fehltritt; den zweiten tut man ohne Reue.

„Blaubart lud die Mädchen und etliche junge Leute in eins semer Landhäuser ein. Da gab es nichts als Tanz, Feste und Lustwandeln.“ Man kann die Listen des Bösen und die Wege, die er einschlägt, um uns zu verführen, nicht deutlicher darstellen als in diesem Gleichnis. Er erregt unsre Genußsucht. Erst sind es prunkvolle Gastmähler, lüsterne Tänze, lockere Reden. Dann entzündet er in uns das Feuer der Leiden, schaften: Wollust, Gier nach Besitz, Hoffahrt, Verachtung. So wendet er Gottes Diener allgemach dem Lasier zu. Wie berauscht vom Anblick dieser vergänglichen Welt, trachten wir nicht mehr nach der ewigen Seligkeit, und unsre verderblichen, zügellosen Leidenschaften stürzen uns in den Abgrund der Qualen. Durch solche Arglist macht der Teufel den Himmel leer und bevölkert die Hölle, die sein Reich ist.

Aber man beachte vor allem, welch rasche Fortschritte seine Versuchungen bei unschuldigen Herzen machen. Er umgarnt die jüngere Schwester, die unerfahrenere, und heiratet sie zum Verderben der Unseligen. Mit dieser jungen Gattin meint der