<233> diejenigen, die sie bebauen, sind wirklich, wie wir schon sagten, die Nährväter der Gesellschaft.

Man wird mir vielleicht entgegenhalten, Holland besiehe doch, ohne daß es auch nur den hundertsten Teil dessen, was es verzehrt, auf seinen eigenen Feldern hervorbringe. Darauf erwidere ich, daß es sich hier um einen kleinen Staat handelt, bei dem der Handel den Ackerbau ergänzt. Je ausgedehnter aber ein Gebiet ist, um so mehr bedarf die Landwirtschaft der Förderung.

Eine andere Art der Steuer, die in den Städten erhoben wird, sind die Akzisen1. Sie wollen mit geschickter Hand gehandhabt werden; sonst werden die notwendigsten Lebensmittel, wie Brot, Dünnbier, Fleisch usw., belastet, und das trifft die Soldaten, die Arbeiter und die Gewerbetreibenden. Zum Unheil für das Volt ergäbe sich daraus eine Erhöhung des Arbeitslohnes; infolgedessen würden die Waren so teuer, daß man den Absatz nach dem Ausland verlieren würde. Ebendas erlebt man gegenwärtig in Holland und England. Beide Nationen hatten in den letzten Kriegen ungeheuere Schulden gemacht und schufen nun, um sie abzutragen, neue Steuern. Da sie aber durch ihre Ungeschicklichkeit den Arbeitslohn steigerten, haben sie beinahe ihre Manufakturen zugrunde gerichtet. Seither hat sich die Teuerung in Holland noch verschlimmert. Deshalb läßt es jetzt seine Tuchstoffe in Verviers und Lüttich herstellen, und England hat in Deutschland einen beträchtlichen Absatz an Wollwaren verloren. Um solchen Mißgriffen zu begegnen, muß der Herrscher sich den Zustand des armen Voltes oftmals gegenwärtig halten, muß sich an die Stelle eines Landmanns oder Fabrikarbeiters setzen und sich fragen: wenn ich in der Klasse dieser Bürger geboren wäre, deren Arme ihr ganzes Kapital bedeuten, was würde ich wohl vom Herrscher begehren? Was sein gesunder Menschenverstand ihm dann eingibt, das zu verwirklichen ist seine Pflicht.

In den meisten Staaten Europas findet er Provinzen, wo die Bauern an die Scholle gefesselt sind, als Leibeigene ihrer Edelleute2. Von allen Lagen ist dies die unglücklichste und muß das menschliche Gefühl am tiefsten empören. Sicherlich ist kein Mensch dazu geboren, der Sklave von seinesgleichen zu sein. Mit Recht verabscheut man diesen Mißbrauch und meint, man brauche nur zu wollen, um die barbarische Unsitte abzuschaffen. Dem ist aber nicht so; sie stützt sich auf alte Verträge zwischen den Grundherren und den Ansiedlern. Der Ackerbau ist auf der Bauern Frondienste zugeschnitten. Wollte man diese widerwärtige Einrichtung mit einem Male abschaffen, so würde man die ganze Landwirtschaft über den Haufen werfen. Der Adel müßte dann für einen Teil der Verluste, die er an seinen Einkünften erleidet, Entschädigung erhalten.

Hieraus kommt der Artikel Manufakturen und Handel in Betracht; er ist nicht minder wichtig. Soll ein Land sich in blühendem Gedeihen erhalten, so ist es un-


1 Vgl. S. 122.

2 Vgl. S. 147.