<230> befinden sich in der Reserve und werden vom Heerführer nach Gutdünken aufgestellt. Jedes Freibataillon hat 2 kleine Dreipfünder.

Außer dieser gewaltigen Menge von Kanonen haben wir noch leichte Artillerie1, die, recht verwandt, von größtem Nutzen ist. Sie besieht aus 20 Sechspfündern und 4 Haubitzen. Zu ihrer Bespannung nimmt man kräftige Pferde. Die Kanoniere sind sämtlich mit polnischen Pferden beritten. Ein Hauptmann und zwei Subalternoffiziere führen sie. Die leichte Artillerie ist rasch wie der Wind, und in weniger als einer Minute fährt sie an der bezeichneten Stelle auf. Nähme man diese Erfindung in täglichen Gebrauch, so ahmte der Feind sie nach, und man hätte dann einen Gegenpart. Hält man sie aber geheim und benutzt die leichte Artillerie nur gelegentlich in den wichtigsten und entscheidenden Augenblicken, wie wir es bei Reichenbach taten2, so wird man zweifellos den größten Vorteil daraus ziehen.

Im Kriege greift man entweder an oder läßt sich angreifen. Ist man selbst der Angreifer, so schlägt man sich in der Ebene oder greift feste Stellungen an. In der Ebene wird ein umsichtiger Führer dafür sorgen, sich auf dem Angriffsfiügel eine große Überlegenheit an Artillerie zu verschaffen. Greift er eine Stellung an und hat er einige Anhöhen in der Nähe, so wird er dort sicherlich die schwersten Batterien aufstellen. Er wird es sich zur Aufgabe machen, den Feind unter Kreuzfeuer zu nehmen, um den angegriffenen Teil des Lagers in Bresche zu schießen. Sind in der Umgebung der Stellung keine Anhöhen, so bleiben ihm nur seine Haubitzen, von denen er eine gehörige Anzahl haben muß, um den anzugreifenden Teil der Stellung zu bombardieren und seinen Truppen den Sieg zu erleichtern. Auch beim Übergang oder Rückzug über Flüsse findet die Artillerie starke Verwendung. Die Aufstellung erfolgt dann etwa nach dem Muster von der zwischen den Dörfern Grube und Marquardt3.

Bezieht man selbst Verteidigungssiellungen, so fällt die Verteidigung zum Teil der Artillerie zu. Sind in der Front und in den Flanken der Stellung keine Anhöhen und ist sie gut gewählt, so stellt man das erste Treffen in halber Höhe, das zweite auf dem Höhenkamm auf. Die Batterien des ersten Treffens werden derart angelegt, daß sie schräg feuern und so die ganze Front unter Kreuzfeuer halten. Die Hauptleute der schweren Batterien nehmen gleich ihre drei Entfernungen: für den Bogenschuß, den Kernschuß und für Kartätschen. In solchen Stellungen sind namentlich die kleinen Haubitzen sehr wirksam, wenn sie ihre Granaten gegen die Angreifer schleudern.

Die Geschütze des zweiten Treffens treten nicht eher in Tätigkeit, als bis ein Teil des ersten Treffens geschlagen ist. Die Artillerieoffiziere müssen wohl acht geben, daß sie, wenn sich eine Abteilung zurückzieht, ihr Feuer sofort auf den verfolgenden


1 Eie wurde erst 1759 und 1760 errichtet.

2 16. August 1762 (vgl. Bd. IV, S. 159).

3 Zwei Dörfer an der Wublitz nordwestlich von Bornim im Potsdamer Herbstmanövergelände. Die erwähnte Übung hatte am 24. September 1768 dort stattgefunden.