<113> in eine schräge Schlachtordnung verwandeln1, kann dazu gerechnet werden, ebenso die Maskierung unster Infanteriekolonnen hinter einem Kavallerieftügel bis zu dem Augenblick, wo wir sie einsetzen wollen. Auch die von der Kavallerie verschleierten Kolonnen, die auf 600 Schritt zum Vorschein kommen, aufmarschieren und feuern, gehören hierher, desgleichen die bei den Österreichern gebräuchliche Aufstellung von Infanteriekarrees hinter der Kavallerie2, ferner im Gelände versteckte Kavallerie, die man unvermutet hinter einer Geländedeckung in die Flanke oder den Rücken des Feindes wirft, schließlich auch das Verbergen eines Korps an Schlachttagen im Buschwerk oder in einem Talgrunde, aus dem es dann plötzlich als Hilfskorps hervorkommt, wodurch es den Feind entmutigt und Eure Truppen mit neuem Vertrauen erfüllt. Alle Scheinangriffe gegen eine in fester Stellung befindliche Armee gehören zur Kriegslist; denn sie dienen dazu, die Aufmerksamkeit des Gegners zu teilen und ihn von dem Plane, den Ihr gefaßt habt, und von der Stelle, wo Ihr durchbrechen wollt, abzulenken. Beim Angriff auf Verschanzungen benutzt man nahe gelegene Mulden zum Aufmarsch der Truppen, mit denen man den Durchbruch ausführen will. Auch das geschieht, wie gesagt, um den Feind irrezuführen.

Oft müßt Ihr nicht nur den Gegner, sondern auch Eure eigne Armee täuschen, und zwar geschieht dies in der Defensive. Das nenne ich standhafte Kriegführung3. Als Turenne im Jahre 1673 das Elsaß gegen die doppelt so starke Armee des Großen Kurfürsten und Bournonvilles verteidigte4, wich er bis nach Zabern, Bitsch und Lützelstein zurück. Dies letzte Lager, das er zu räumen beabsichtigte, um nach Lothringen abzuziehen, ließ er noch am Tage vor seinem Abmarsch befestigen; dadurch wurde sowohl seine Armee wie der Feind getäuscht. Am nächsten Tage brach er das Lager ab und vollzog seinen Rückmarsch nach Lothringen ohne Verluste. Eine Armee soll also stets ihre Haltung bewahren, und wenn sie im Begriff ist, sich zurückzuziehen, so dreist auftreten, daß der Feind vielmehr glauben kann, sie wolle eine Schlacht liefern. Hat sie dann die schwierigen Stellen ihrer Rückzugslinie gut besetzt, muß sie so schnell wie möglich aufbrechen, aber ohne daß die Ordnung darunter leidet. Die schachbrettförmige Aufstellung in mehreren Treffen scheint mir dazu die beste. Die letzten Truppen brechen dann mit den Enden oder Flügeln ab, sodaß die noch stehenden Teile der Armee stets von den zuvor am Defilee aufgestellten Truppen unterstützt werden.

Verbergt also dem Feinde stets Eure Absichten und suchet die seinen zu erforschen; überlegt lange, aber handelt energisch und rasch; laßt nie Mangel an Lebensmitteln eintreten: dann werdet Ihr mit der Zeit den Feind bezwingen. Schlafet aber nie ein, besonders bleibet nach Euren Erfolgen wach: das Glück ist gefährlich; denn es flößt Sicherheit und Geringschätzung des Feindes ein. Infolgedessen verlor selbst ein


1 Vgl. S. 6.

2 Vgl. S. 98 f.

3 Vgl. „Grundsätze der Lagerkunst und der Taktik“, Kap. 38 (S. 182).

4 Vgl. Bd. I. S. 72.