<81>preußischen Defensive keinerlei Abbruch getan. Ich frage aber: wie kann das feindliche Detachement in einem so unfruchtbaren Lande wie Pomerellen seinen Unterhalt finden? Es setzt sich dem Hungertod aus; denn solange die Preußen Herren der Weichsel sind, kann kein Feind sich dort halten. Somit kann der preußische General, der in einem verschanzten Lager bei Lötzen oder Borowen sieht, dreist Detachements in den Rücken des Gegners senden, um die feindlichen Korps zu vertreiben, die die Weichsel und Netze überschritten haben.

Ziehen wir die letzte Konsequenz und nehmen wir an, die Abschnitte von Memel und Ruß, von Inster und Pregel, die Lager bei Lötzen und Borowen ließen sich auf die Dauer nicht halten und man müßte nach einigen Feldzügen notgedrungen über die Weichsel zurückgehen. Böte dann der Fluß nicht eine sehr beträchtliche Schranke?

Dieser Umstand sowie das oben Gesagte führt uns auf die Frage, was zu tun wäre, falls der Bruch mit den Russen unvermeidlich würde und man auf einen Angriff von Ostpreußen her gefaßt sein müßte. Unter solchen Umständen gilt es sofort, sich Danzigs zu bemächtigen und zugleich die Festung auf dem linken Weichselufer wieder instand zu setzen; der jenseitige Teil wird durch die Überschwemmungen hinreichend geschützt. Diese Vorsichtsmaßregeln und das Fort an der Nogat genügen zur Deckung der rechten Flanke des Lagers bei Bromberg. Anders sieht es mit Thorn. Man muß sich wohl hüten, es zu besetzen; denn seine unvorteilhafte Lage inmitten eines Höhenkranzes gestattet keine wirksame Verteidigung. Mithin bedarf das Lager bei Graudenz zum Schutze der rechten Flanke nur des Forts von Bromberg, und seine Verteidigungslinie darf sich nicht weiter ausdehnen. Beide Forts haben nur den Zweck, den Feind am Zusammenbringen von Schiffen zum Übergang über die Weichsel zu hindern, sei es flußaufwärts vom Haff her, sei es flußabwärts von Warschau her. Denn Pontons genügen für den Fluß nicht; es bedarf richtiger Schiffe, um eine Brücke zu schlagen. Um keine Möglichkeit unberührt zu lassen, ist eins zuzugeben: Sobald die Russen ihre Flotte benutzen wollen, um Truppen zu landen — sei es bei Danzig oder selbst bei Stolp in Pommern —, kann man sie nicht daran hindern. Aber das können nur schwache Korps sein, die ein Detachement des Lagers bei Graudenz leicht vertreiben kann.

Soviel von der linken Flanke. Rechterhand sind andere Maßregeln erforderlich. Zunächst ist nichts leichter, als gleich beim Ausbruch des Krieges die Weichselbrücke bei Thorn abzubrechen. Ich gestehe aber, daß das nicht hinreicht; denn der Feind kann von Warschau her beliebig viel Schiffe herbeischaffen, um dort eine Brücke zu schlagen. Hier beginnen nun die strategischen Manöver. Was hindert einen General, aus dem Lager bei Graudenz stracks auf Thorn zu marschieren, sobald der Übergang des Feindes feststeht, ihn von der Weichsel abzuschneiden und die feindliche Armee ohne Kampf in die Enge zu treiben? Aus allem hier Dargelegten schließen wir, daß ein geschickter Heerführer Preußen auch bei mäßigen Streitkräften mehrere Feldzüge hindurch halten kann. Er hat drei