<73>gimentskommandeuren der Kavallerie zu lesen gaben. Im übrigen wurde streng darauf gesehen, daß die Öffentlichkeit keine Kenntnis davon erhielt. Dies Buch hatte größere Wirkung, als man erwartet hatte. Es erschloß den Offizieren das Ver-ständnis der Manöver, deren Sinn sie früher nicht erfaßt hatten. Ihre Einsicht wuchs sichtlich; und da der Erfolg im Kriege wesentlich an der Ausführung der Dispositionen hängt und man sich desto mehr Erfolg versprechen kann, je mehr geschickte Generale man hat, durfte man mit Recht annehmen, daß bei so viel Sorgfalt für die Ben lehrung der Offiziere die Befehle genau befolgt und daß die Generale keine groben Fehler machen würden, durch die eine Schlacht verloren gehen konnte.

Nach dem Brauch, der sich im letzten Kriege herausgebildet hatte, war die Artillerie zu einer Hauptwaffe geworden. Die Zahl der Kanonen hatte man so riesig vermehrt, daß daraus ein Mißbrauch geworden war1. Um aber nicht den kürzeren zu ziehen, mußte man ebensoviel haben wie der Gegner. Man wußte also mit der Wiederher-stellung der Feldartillerie beginnen und 868 Kanonen umgießen. Danach richtete man seine Sorgfalt auf die Festungsgeschütze, die zum Teil ausgeschossen waren. Munitionswagen wurden eingeführt, damit jedes Infanteriebataillon seine Reserven Munition stets bei sich hatte. Sie war für jeden Zug in besondere Säcke verpack, um desto schneller verteilt zu werden. Die Pulvermühlen wurden verdoppelt; sie lieferten jährlich 6 000 Zentner Pulver. Zugleich wurden in den Gießhäusern Bomben, Kanonenkugeln und Granaten gegossen.

Die Festungen wurden mit Bohlen und Schwellen für den Batteriebau verschen, und da man eine völlige Reserveartillerie für die Armee haben wollte, wurden noch 868 Feldgeschütze neu gegossen. All dies verschiedene Kriegsmaterial nebst 60 000 Zentnern Pulver wurde gegen Ende des Jahres 1777 an die Zeughäuser abgeliefert. Die Ausgaben für die Artillerie einschließlich der Reparaturen ihrer Munitionswagen und Trains beliefen sich auf 1 Million 960 000 Taler. Das war viel, aber die Ausgabe war nötig.

Beim Ausbruch des Krieges von 1756 hatte Preußen nur 2 Bataillone Artillerle gehabt, bedeutend weniger als der Feind. Man erhöhte sie also auf 6 Bataillone zu 900 Mann, außer den selbständigen Kompagnien, die in den verschiedenen Festungen lagen. Nach dem Frieden blieb die Artillerie auf diesem Fuße. In Berlin wurden große Kasernen für sie errichtet, damit sie stets beisammen war und besser und gleichmäßiger für ihre Aufgaben ausgebildet werden konnte. Die Offiziere erhielten Unterricht in der Fortifikation, damit sie sich im Festungskriege vervollkommneten. Die Kanoniere und Bombardiere exerzierten jahraus jahrein. Sie lernten eine Batterie in einer Nacht errichten, die feindlichen Geschütze demontieren, Rollschüsse abgeben und die Bomben trotz der verschiedenen Windrichtung, die sie vom Ziele forttreibt, an den rechten Fleck werfen. Die Feldgeschütze mußten in Linie vor-


1 Vgl. Bd. III, S. 13; VI, S. 118 ff. 227 ff.