<47> einem Detachement ab, um den Feind aus seinem Hinterhalt zu vertreiben. Das gelang dem tapferen General auch nach beispiellosen Heldentaten, aber er verlor dabei das Leben. Dieser bedeutende Erfolg erleichterte der russischen Armee den Rückmarsch zur Donau. Da aber nicht Schiffe genug vorhanden waren, um alle Truppen zugleich überzusetzen, brauchte man drei Tage dazu1, ohne daß die Türken auf den Gedanken gekommen wären, die Truppenteile, die auf die Rückkehr der Schiffe warteten, anzugreifen oder ihnen die Überfahrt im geringsten zu erschweren.

Die Zarin war sehr ungehalten über diesen Zug. Truppen aus Ingermanland, Esthland und Polen mußten herangezogen werden, um die Armee in der Walachei zu verstärken; gleichwohl verlor man den Mut nicht. Man entwarf neue Pläne in Petersburg und beschloß, sie gegen Ende des Herbstes auszuführen. Bei den Türken ist es nämlich Brauch, daß die asiatischen Truppen zu Beginn der späten Jahreszeit heimkehren. Die Russen wußten das und wollten die Schwächung der Armee des Großwesirs durch den Abgang so vieler Kombattanten benutzen. Auf Befehl der Zarin schickte Rumänzow verschiedene Detachements über die Donau2, und mit der Hauptmacht, etwa 20 000 Mann, deckte der Feldmarschall selbst hinter den Flüssen die eroberten Provinzen Moldau und Walachei. Er detachierte General Ungern, den Fürsten Dolgoruki und General Soltikow mit je 3 000 Mann. Ungern und Dolgoruki überfielen eine Türkenschar und schlugen sie in die Flucht, nahmen den Geraskier gefangen, der sie befehligte, und erbeuteten etliche Geschütze. Sie hatten Befehl, von da auf Warna zu marschieren, um sich dieses wichtigen Postens und des Hafens zu bemächtigen, durch den die Truppen des Wesirs ihre Verpflegung vom Schwarzen Meere her bezogen. Unglücklicherweise gerieten beide Generale in Streit, und Ungern rückte allein auf Warna. Er fand die Stadt gut befestigt, mit einem tiefen Wassergraben umgeben, von einer starken Besatzung verteidigt und den Hafen voll türkischer Fregatten, deren Geschütze das ganze Ufer bestrichen und die russischen Truppen sehr belästigten. Ungern sah ein, daß der Platz unmöglich mit Sturm zu nehmen war. Nachdem er den Plan aufgegeben hatte, ward er auf seinem Rückzüge von den Türken schwer bedrängt und verlor dabei sein Geschütz und einen recht beträchtlichen Teil seiner Leute. Immerhin gelangte er wieder zur Donau, während die Türken sich des Magazins bemächtigten, das die Russen für diesen Zug angelegt hatten. Dadurch wurden diese gezwungen, sämtlich über die Donau zurückzugehen. Erschöpft, verhungert, abgemattet und beträchtlich zusammengeschmolzen, stießen sie wieder zur Hauptarmee.

Das launenhafte Glück schien es damals müde zu sein, die Russen fortwährend zu begünstigen, und leichtfertig, wie es ist, zur Gegenpartei übergehen zu wollen. Schon waren zwei Unternehmungen hintereinander in Rumelien gescheitert, und als wäre das noch nicht genug, empörten sich auch noch die Kosaken am Don und am Iaik bei Orenburg. Sie beklagten sich vor allem darüber, daß der Hof ihre Privilegien ver-


1 8. bis 10. IM 1773.

2 21. und 22. Oktober 1773,