<129>seinen früheren, mit dem Wiener Hofe geschlossenen Vertrag zu halten, statt die Erörterung seiner Interessen dem Kongreß zu Teschen anheimzugeben1. Allerdings spielte der Kurfürst von der Pfalz die ihm vom Kaiser soufflierte Rolle recht linkisch. Breteuil und Fürst Repnin entdeckten ohne Mühe den wahren Urheber dieses neuen Kunstgriffes. Sie schlugen beide einen gebieterischen Ton an und erklärten mit der ganzen Würde von Bevollmächtigten großer Reiche, alle kontrahierenden Mächte hätten das ihnen vorgeschlagene Friedensprojekt bereits angenommen, und sie würden somit jeden als Feind betrachten, der seiner ersten Verpflichtung zuwiderhandelte. Bei diesen Worten erbleichte Cobenzl, der Pfälzer beugte sich, und nach Wien gingen eiligst Kuriere ab.

Dessenungeachtet entstanden bald andere Schwierigkeiten, die den Weg der Vermittlung in einemfort sperrten. Einmal waren es die Sachsen, deren Habgier unersättlich war, ein andermal verlangte der Gesandte von Zweibrücken, um seinen Eifer zu bekunden, eine unmäßige Erhöhung der Apanage für seinen Herrn und verteidigte sein Lieblingsargument, wonach Bayern ein unteilbares Herzogtum sei. Der König mußte dazwischenfahren, damit es nicht so weiterging. Mit Hilfe der Vermittler gelang es ihm, wenn auch nur mit Mühe und Not, die unangebrachte Hitzigkeit der beiden Gesandten zu dämpfen. Er bewies dem Sachsen, daß sein Kurfürst ohne Frankreich, Rußland und Preußen nicht einen Pfennig von Österreich bekäme, so berechtigt seine Ansprüche auch wären, daß er also vernünftig handeln und mit den Summen fürlieb nehmen solle, die man mit großer Mühe für ihn durchgesetzt habe. Ungefähr das gleiche wurde dem Gesandten von Zweibrücken gesagt. Man hielt ihm vor, sein Fürst könne nach dem Verlust von Dreiviertel von Bayern froh sein, wenn er zwei Drittel davon zurückerhielte, ganz zu geschweigen, daß der König zu seinen Gunsten die brandenburgischen Erbansprüche auf Jülich und Berg fallen ließe. Kaum hatte man die beiden Gesandten beschwichtigt, so trat die Marionette des Kaisers, der Kurfürst von der Pfalz, wieder auf und erhob neue Einwendungen. Frankreich war empört darüber, und der Gesandte Ludwigs XVI. in München2 schlug einen Ton an, wie ihn sich Ludwig XIV. inmitten seiner Siege erlaubt hatte. Nichtsdestoweniger dauerten die Streitereien in Teschen fort, und die Bevollmächtigten begannen selbst am Erfolg ihrer Unterhandlungen zu verzweifeln.

Schott waren sechs Wochen fruchtlos verlaufen; man schrieb den 20. April. Da kam in Wien ein Kurier aus Konstantinopel mit der Nachricht an, daß der Friede zwischen der Pforte und Rußland geschlossen sei3. Nur ein so weittragendes Ereignis


1 Nach Riedefels Bericht vom 16. März 1779 hatte vielmehr Kurfürst Karl Theodor auf Veranlassung Österreichs erklärt, nur eine Million Gulden Entschädigung an Sachsen zahlen zu wollen. Breteuil hatte am 15. März dem Fürsten Repnin dies mitgeteilt, und beide Botschafter hatten daraufhin in Wien entsprechende Gegenvorstellungen erhoben.

2 Jacques D'unne.

3 In der im März 1779 gezeichneten Konvention von Ainali Kawak verstand sich die Pforte zur Bewilligung aller Forderungen Rußlands.